Bailey/Metheny/Bendian/Wertico – The Sign of 4
Daß dieses mit Hochspannung erwartete Gipfeltreffen kein Zuckerschlecken werden würde, deutete nicht allein der Ort des livehaftigen Geschehens an: New Yorks Avantgarde-Schmiede The Knitting Fartory. Zwei Gitarristen (Pat Metheny und Derek Bailey) und zwei Percussionisten (Gregg Bendian und Paul Wertico) von denen jeder für sich schon ein musikalisches Chamäleon ist – mußten zusammen ein Klang-Amalgam der Urgewalt ergeben. Und was dann schließlich zwischen dem 12. und dem 15. Dezember 1996 aus den Boxen strömte, war mehr als nur eine kompromißlose Tour durch das weite Feld der improvisierten Musik. Gerade Pat Metheny, der vor drei Jahren schon mit seinen solistischen Breitsaiten ZERO TOLERANCE FOR SILENCE für Irritationen gesorgt hatte, zeigt auf dieser Platte, daß weltmusikalische Mikromotive in komprimiertester Form weitaus mehr sagen können als ausufernde World-Music-Ansichten. Das bedeutet aber längst nicht, daß die knapp 200 Minuten Sound-Recherchen, verteilt auf drei Silberlinge, von denen einer im Studio produziert worden ist, nur mehr als zwei Sekunden ein Orientierungsfeld feilbieten. Wie unter Hochdruck prallen auf THE SIGN OF 4 die Rhythmus- und Klangflächen aufeinander, zerbersten, werden die Fragmente noch einmal in den Teilchenbeschleuniger geworfen-hier wird nun jedes musikalische Decors geopfert zugunsten der unendlichen, ohrenöffnenden Welt akustischer Aggregatzustände. Ein Meisterwerk.
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