BAP – Vun Drinne Noh Drusse

„Was sich im letzten Jahr alles getan hat, ist für uns schlichtweg ungeheuer, weil alle unsere kühnsten Träume bei weitem übertroffen worden sind“, schreibt Wolfgang Niedecken im großzügigen Begleitheft zur neuen LP.

Stimmt – speziell, weil BAP gegen den momentan (noch) herrschenden Wind angetreten sind. Was Wolfgang auch zum Thema eines Stückes gemacht hat „Wellenreiter“: „… Wie e Wetterfähnche driehßte dich em Wind, Woher dä jraad weht ess dir ejal,“ Anstatt sich dem Trend anzupassen, beziehen BAP Position. In diesem Fall noch recht allgemein, in den meisten Stücken jedoch – wie es schon auf FÜR USSZESCHNIGGE abzusehen war – sehr persönlich. Und je persönlicher Niedecken ist, desto besser ist er. Sehr intim seine Verarbeitung des Karnevals („Nit Für Kooche“), seiner katholischen Herkunft („Wenn Et Bedde Sich Lohne Däät“), seiner großen liebe („Do Kanns Zaubere“ und „Eine Für Carmen Un En Insel“), seiner Rolle als Entertainer („Koot Für Aach“): „… ich hoff’bloß, die kapiere nit nur minge Quatsch, sondern och dat woröm et mer jet“.

Daß W. Niedecken auch politisch analysiert – und das sehr gekonnt in allgemeinverständliche Worte umsetzt – beweisen „Kristallnaach“ und „Zehnter Juni“. Sehr gut!

Musikalisch herrschen bei BAP gewohnte Töne vor. Gitarrist Klaus Heuser hat immer noch eine besondere Vorliebe für Keith Richards-ahnliche Riffs und bei W. N. lugt immer wieder als Haupteinfluß Bobby Dylan hervor: Die aus dem Live-Repertoire schon bekannte kölsche Version von Dylans „Like A Rolling Stone“ – hier genannt „Wie ’ne Stein“.

Am gelungensten sind rasante Rocker wie „Nit Für Kooche“, das bedrohlich klingende „Kristallnaach“, der mittelschnelle Ohrwurm „Zehnter Juni“ und die sanfte Ballade „Do Kanns Zaubere“.

Und: Die Tatsache, daß BAP trotz Nicht-Anpassung die Leute erreicht haben, macht mir Mut. Danke! Weiter so!