Barbara Manning – 1212

Barbara Manning muß Glückskekse gegessen haben, mit denen ihr eine strahlende Zukunft mit zwei neuen Musikern versprochen wurde. Nach ihren Solo-Alben und den Platten mit eigener Band S.F. Seals ist die erste Zusammenarbeit mit Joey Burns (g, bg) und John Convertino(dr) der große Wurf-den beiden Mannen, die längst für mehr als nur das rhythmische Fundament bei Howe Gelbs Giant Sand zuständig sind. Unter den eigenen Logos Spoke und Calexico haben Burns/Convertino schon ein paar Countrysongs in Jazz-Dips getaucht, mit Gelb und Lisa Germano als OP 8 ein opulentes Songwriter-Album verfaßt. 1212 klingt nun – kaum zu erwarten – wie die Platte einer gestandenen Band, die schon viele gemeinsam durchlebte Niederlagen auf ihrem Konto hat – viele zähe Nächte in einsamen Wüstenkäffern. Wenn Convertino seine Gitarre behutsam schrammelt, Barbara Manning unprätentiös in den Wunden des Bösen leckt und Trompetenansätze aus der Ferne zu stattlicher Größe anschwellen, wenn dazwischen, dahinter und davor Feedback, Noise und ein paar spacige“Hallos“aus der Effekt-Küche die Fallen stellen, die den guten alten Saurier-Rock in den goern zum Stolpern bringen, entstehen kleine Meisterwerke. Halb Song, halb Stimmungsbild. Halb Session, halb Präzisionsarbeit. Die Bums/Convertino-Komposition „Stammtisch“ unternimmt einen siebenminütigen Ausreißer in die teutonischen Urgründe des Krautrock. Für diverse Klebestellen und Produktions-Extras dieser Platte zeichnete übrigens Jim O’Rourke in Chicago verantwortlich – eine Post-Rock-Lasur, die hält, was sie verspricht.