„Batman V Superman“ :: Regie: Zack Snyder

Schmerzhaft: Zwei Ikonen der Comic-Welt prügeln sich durch einen Zerstörungsporno.

Es kann so einfach sein: Das Gute kämpft gegen das Böse. Es ist eines der simpelsten und trotzdem wirkungsvollsten Motive der Filmgeschichte, hat sich seit jeher bewährt und ist natürlich wie gemacht für das Subgenre des Superheldenfilms. Immerhin gibt es in der Welt der Comics – egal ob Marvel oder DC – genügend strahlende Helden und sinistre Schurken, deren Duelle sich quasi von selbst mit Wucht aufladen.

„Batman V Superman: Dawn of Justice“ wagt nun ein Experiment und lässt den Guten gegen den Guten antreten. Und das, obwohl in deren Universum genügend Unheil in den Schatten lauert, das die Fledermaus und den Mann aus Stahl für etliche Filme beschäftigen könnte. Die dementsprechend selbstauferlegte Hürde für die Handlung: Wenn der Gute nun also gegen den Guten kämpft, sollte es einen triftigen Grund dafür geben. Und genau diesen können Regisseur Zack Snyder und sein Drehbuchautor David S. Goyer nicht liefern.

„Batman V Superman“ – ein Konflikt ohne Konflikt

Der Moment, in dem Zack Snyder seine Seele verkauft
Irgendwann, nach realistisch 90 Minuten und gefühlten zwei Ewigkeiten, stehen sie sich gegenüber. Ein bis auf die Zähne bewaffneter Batman (Ben Affleck) und ein Superman (Henry Cavill), der eigentlich nur Redebedarf hat. Dann kämpfen sie, in regnerischer Nacht natürlich. Sie schlagen, schießen, würgen. Bis sie merken, dass ihr Konflikt, auf den Trailer, Marketing und Filmtitel so lange hingearbeitet haben, eigentlich gar keiner ist. Weil ihre Mütter ja denselben Vornamen haben, weil sie beide reingelegt wurden. Und vielleicht auch weil sie merken, dass sie sich die ganze Zeit über wie ziemliche Trottel verhalten haben.

Ab der ersten Szene irre, ab der ersten Szene egal: Lex Luthor.
Ab der ersten Szene irre, ab der ersten Szene egal: Lex Luthor.

Vermeintlich unterschiedliche Ideologien oder persönliche Schicksalsschläge der Helden werden zwar angerissen, haben aber kaum Substanz. Zum Showdown der Comic-Ikonen kommt es schlussendlich, weil Superman mit dem ältesten und Batman mit dem zweitältesten Trick der Filmgeschichte aufeinander gehetzt werden. Und zwar von Lex Luthor, der von Jesse Eisenberg („The Social Network“) von der ersten Szene an dermaßen irre interpretiert wird, dass seine Motive auch ab der ersten Szene an egal sind. So egal wie der Ausgang des Duells der Helden, denn im Schlussakt kreuzt dann ja doch ein charakterloses Scheusal aus dem Computer auf, das die Streithähne – plus Wonder Woman (ein Lichtblick: Gal Gadot) – auf eine gemeinsame Linie prügelt.

Kräftemessen in Designerklamotten: Batman trägt im neuen Film Gucci
Journalisten, die den Film vorab zu sehen bekamen, bat Regisseur Zack Snyder in einer Videobotschaft um Rücksicht: bitte keine Spoiler. Das Ende, welches die einzige echte Überraschung bereithält, sei an dieser Stelle natürlich auch nicht verraten. Den Rest erledigt Snyder ganz von selbst. Indem er vermeintlich subtile Hinweise auf den weiteren Handlungsverlauf eben so auffällig einstreut wie es vielleicht nur ein Regisseur kann, der in den vergangenen Jahren vornehmlich Effekthascherei und Gewaltorgien abgedreht hat.

Auch die Anfänge der „Justice League“, die in den kommenden Jahren ein Gegenentwurf zu den „Avengers“ werden soll, werden mit dem Vorschlaghammer serviert: Bruce Wayne findet auf einem Computer einen Ordner, in dem hochauflösende Videoaufnahmen der verschiedenen Mitglieder zu sehen sind – ein Drehbuchkniff, der an Arbeitsverweigerung grenzt.

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Dass Ben Affleck zeitweise einen glaubwürdig verbitterten Bruce Wayne (wenn auch keinen guten Batman) abgibt, Intro und Soundtrack, Effekte und Choreographien hervorragend sind, geht fast völlig unter. In einer wahren Gier nach Spektakel und Zerstörung, der in „Batman V Superman“ bei jeder Gelegenheit nachgegeben wird. Und die unterm Strich keinen Raum für die Figuren lässt.

In einer Schlüsselszene soll sich Superman vor einer Senatorin in einem voll besetzten Regierungsgebäude zu den Kollateralschäden äußern, die sein Eingreifen in das Weltgeschehen verursacht hat. Doch bevor sich der Gottmensch erstmals erklären kann, die Zuschauer endlich an seinen Gedanken teilhaben lässt, jagt Zack Snyder die gesamte Szenerie in die Luft. Visualisiert wie schon in „Man of Steel“ schlimmste Terrorängste und lässt die letzte Chance auf etwas Menschlichkeit, die seinen Zerstörungsporno vielleicht gerettet hätte, in computergenerierten Flammen aufgehen.

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Dieser Text erschien zuerst im März 2016.

 

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