Beat in der Grauzone – Michael Rauhut

Als Beatles und Stones bei den Teens den Ton angaben, herrschte jenseits des eisernen Vorhangs der musikalische Notstand: Zwar wurden langhaarige Beat-Musiker auch im Westen vom konservativen Kultur-Establishment mißtrauisch beäugt, doch im Arbeiter- und Bauernstaat ging man ab 1965 noch einen Schritt weiter. „Gitarrengruppen“ und ihre Fans wurden – sofern von SED und FDJ als „subversiv“ und „dekadent“ eingestuft, und das wurden fast alle – mit Auftrittsverboten und Repressalien bis hin zum Arbeitslager bestraft: die Beat-Band als kriminelle Vereinigung, Autor und Musikwissenschaftler Rauhut füllt mit seinem inhaltlich umfassenden Werk (Untertitel: DDR-Rock 1964 bis 1972 – Politik und Alltag) eine bislang klaffende Lücke. Die auch in der DDR rebellische Ära der sechziger Jahre wurde weder musikhistorisch noch kulturpolitisch jemals differenzierter betrachtet.