Beatsteaks: One, Two, Beat You! :: Smack Smash (2004)

Arnim: Das "Performance"-Video zu "Let Me In" konnte zwar nicht die Magie einfangen, die unsere Konzerte auszeichnet, aber ich werde nie den Moment vergessen, als ich "Summer" zum ersten Mal im Radio gehört habe, auf Radio Fritz.

Bei diesem Album passte alles: Nachdem die Beatsteaks bereits für ihre „Wohnzimmer EP“ in Moses Schneider ihr Produzent gewordenes Alter Ego gefunden hatten, entfaltet sich die ganze Magie ihrer Kooperation im vierten Album. Vom tanzbaren „Hand In Hand“ über die an „London Calling“ angelehnte Hymne „Hello Joe“ bis zum groovenden Pop-Monster „I Don’t Care As Long As You Sing“ bietet Smack Smash sowohl ausreichend Chart-Futter wie zukünftige Konzert-Granaten. Ein den Zeitgeist atmender politischer Unterton findet sich in Stücken wie „Big Attack“ oder „Loyal To None“. Die spürbare Selbstsicherheit und ihren offenkundig unkomplizierten Umgang mit sich und befreundeten Weggefährten demonstrieren die Beatsteaks in den Videos zum Album. Die Beatsteaks schlendern mit Kumpels wie Demba von der Band Seeed durch Berlin-Kreuzberg und liefern sich mit Schauspieler Jürgen Vogel ein blutiges Duell in Spielmannszug-Kostümen. Smack Smash katapultiert die Beatsteaks in die erste Rock-Bundesliga und gilt als maßgeblicher Einfluss und Initialzündung für unzählige Nachwuchsbands.

Arnim: Es war eine einfache Zeit für uns: Das war unsere vierte Platte, niemand hat mehr mit uns gerechnet, wir waren die ewige Vorband, und dann hauen wir dieses Ding raus. Großartig, wie Moses fast befehlsartig die Richtung vorgegeben hat.

Bernd: Bei der Platte kam plötzlich ein messbarer Erfolg zustande, der uns genauso überrascht hat wie der verhältnismäßig kleine Erfolg der vorigen Alben. Wir haben uns immer gefreut, wenn mehr als zwei Leute unsere Platten gekauft haben.

Nach dem Ausflug in den Pop-Mainstream gehen die Beatsteaks in die Offensive: Statt in die Herzen melodieverliebter Teenager zielt Limbo Messiah direkt zwischen die Augen. Sowohl das in Falsett dargebotene „She Was Great“ als auch der düstere New-Wave-Song „Hail To The Freaks“ lassen erahnen, zu welch stimmlichen Salti Frontmann Teutoburg-Weiß inzwischen in der Lage ist. Sympathisch sind die auf Limbo Messiah stets aufblitzenden Referenzen an die eigene ungestüme Vergangenheit, wenn sich Gitarrist Peter Baumann in „As I Please“ vor seinen Jugendidolen Toy Dolls verneigt oder in „E-G-O“ Zeilen textet wie „We were out, but now we’re in“. Natürlich wird Limbo Messiah trotz seiner Sperrigkeit in Arrangements und Sound von den Fans geliebt. Was daran liegt, dass das ganze Album eben doch vor Hymnen und Ohrwürmern strotzt, eben mit ein paar Widerhaken mehr. (Und natürlich auch an der beigelegten Bonus-DVD der „Deluxe Edition“ mit der 40-minütigen Doku/Pseudo-Doku „Demons Galore“, in der die Leute ganz nahe ran kommen an ihre kreuzsympathischen Lieblinge.)

Arnim: Nach 100.000 verkauften Smack Smash -Alben und Konzerten vor 10.000 Leuten in der Berliner Deutschlandhalle ein neues Album machen zu müssen, hat uns schwer unter Druck gesetzt. Wir hatten keinen großen Spaß, sondern ziemlichen Stress. Ich habe mit Limbo Messiah dann aber meinen Frieden auf Tour machen können. Da habe ich erst entdeckt, was alles in den Songs steckt.

Die anderen

Mit ein bisschen Glück findet der Die-Hard-Fan es manchmal für teuer Geld bei Ebay: Das erste Demo-Tape aus dem Jahr 1996. Eine schlicht „Die Erste“ betitelte Kassette, limitiert auf 1.000 Exemplare, auf der sich nie wieder gehörte Songs befinden wie „Whats To Do“ oder „Zu oft“. Aufgenommen mit einem Vier-Spur-Gerät im Proberaum in der Alten Schönhauser Straße 48/49 in Berlin-Mitte, ist „Die Erste“ das erste Dokument einer Band, die mit ihrem Sound aus Punk, Hardcore und Ska in den Berliner Clubs bereits für ordentlich Wellengang sorgt. Kein Wunder, dass das Tape binnen kürzester Zeit ausverkauft ist. Nur echt mit dem Hinweis auf der Rückseite, man solle „bei geschäftlichen Interessen“ doch einfach den (Gitarristen) Peter Baumann anrufen. Der würde sich schon kümmern.

Als die Band im November 1998 zu einem Konzert im Berliner „Knaack Klub“ bittet, gibt’s zusätzlich zur Eintrittskarte eine handnummerierte, vier Song starke Vinyl-EP. Darauf enthalten sind unter anderen der „Indifferent“-Mega-Mix von DJ Ultra und eine Coverversion von den Ramones/Die Ärzte namens „Der KKK War Beim Frisör“, live aufgenommen im „Bad“ von Hannover.

Den Coup mit der Bonus-EP zur Eintrittskarte wiederholen die Beatsteaks im Dezember 2002, als sie gemeinsam mit den befreundeten Donots, 3 Colours Red und den noch relativ unbekannten Turbostaat zum Konzert in der Berliner Columbiahalle laden. Die „Wohnzimmer-EP“ markiert die erste Zusammenarbeit mit Produzent Moses Schneider, der ab da sämtliche Beatsteaks-Alben (mit-)produziert. Die EP, ebenfalls ein Sammlerstück, enthält ausnahmslos Coversongs, darunter das von Peter Baumann gesungene Stück „Hey Du“ aus dem Musical „Linie 1“, „Just Like Heaven“ von The Cure und „Wish“ von den Nine Inch Nails – manches davon spielt die Band heute noch regelmäßig live.