Belly – King
Tanya Donelly, Belly Frontfrau und einstige Mitstreiterin von Kristin Hersh bei den Throwing Muses und von Kim Deal bei den Breeders, ist eine Schamanin. Nachdem sie mit ihrem Debüt STAR 1993 sämtliche Kritiker begeisterte, in den englischen Album-Charts von Null auf zwei sprang und für Grammys und MTV-Awards nominiert wurde, legt sie nun ein Album vor, das einen immer wieder hin und her reißt. Manchmal hat man den Eindruck, daß der plötzliche Erfolg, 2omonatiges Touren in aller Herren Länder, Videoproduktionen etc., etc. Frau Donelly und Co müde hat werden lassen, daß der Erfolgsproduzent Glyn Jones (Beatles, Stones, Who, Clash) und Gesangstraining sämtliche Songs auf KING zu weichgespülten Abziehbildern des ersten Albums hat werden lassen, die Belly manchmal gefährlich in die Nähe von Katrina And The Waves bringen. Der frische Schulmädchen-Charme, der auf STAR noch Garagen-Pop-Perlen wie ‚Angel‘ und ‚Gepetto‘ hervorbrachte, ist weg, genauso fehlen die liebevollen kleinen Ideen und die unkonventionell eingesetzten Gitarren. Aber trotzdem: Belly haben einen würdigen STAR-Nachfolger vorgelegt und Tanya Donelly gelingt es, die bittersüße Leichtigkeit des Seins in wunderbare, reife Songs zu hüllen, wobei sie von Kristin Hersh die lyrische Ernsthaftigkeit und von Kim Deal das Lärmige übernommen und um ihre eigene Unbeschwertheit bereichert hat und somit drauf und dran ist, ihre beiden Ex-Kolleginnen zu überflügeln. Bei den Kompositionen wird sie unterstützt von Co-Gitarrist Tom Gorman und die neue Bassistin Gail Greenwood. Mal wechseln sich Zerbrechlichkeit und vorwärtsdrängende Kompaktheit ab (‚Seal My Fate‘), dann geht es wieder märchenhaft und schmissig zugleich zu (‚Red‘). An anderer Stelle umschmeicheln flirrende Gitarren Tanyas Stimme, die an Sicherheit und Volumen dazugewonnen hat (‚Puberty‘, ‚Judas My Heart‘). Bis zum Redaktionsschluß hatte der Kritiker KING unzählige Male gehört und jedesmal wechselte sich Enttäuschung mit Begeisterung ab und umgekehrt. Aber so ist das mit den musikalischen Schamanen: Sie zwingen einen, sich ihre Werke immer und immer wieder anzuhören.
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