Ben Folds – Songs For Silverman :: Sonnige Melancholie
Abgesehen davon, daß diese Platte es wirklich nicht nötig hat, daß jemand mildernde Umstände für sie findet – einen gäbe es: Ben Folds‘ letztes Studioalbum ist dreieinhalb Jahre her und war (und ist) die Wucht in Tüten. Seither hat Folds vier solide bis tolle EPs gemacht, dazwischen mehrere US-Tourneen mit Rufus Wainwright, The Divine Comedy, Arbeiten mit Ben Kweller und zuletzt produzierte er mit/für William Shatner, von dem man – bei allem Respekt – nun gar nichts erwartet hätte, ein staunenswert großartiges Album. Wenn man als Fan all dies als anschwellenden Trommelwirbel vor einem spektakulären Tusch interpretiert hat, dann mag man von Ben Folds‘ zweitem Soloalbum jetzt ein klein wenig enttäuscht sein. SONGS FOR SILVERMAN ist kein überlebensgroßer, Neues auslotender Geniestreich, sondern einfach ein sehr gutes Songwriter-Popalbum. Nach dem weitgehend im Alleingang eingespielten rockingthesuburbs hat Folds wiedeT mit Band – Bassist Jared Reynolds und Drummer Lindsay Jamieson gearbeitet, was SILVERMAN direkter, live klingen läßt, trotz Cello hier oder mal Steel Guitar da nicht so ausgefriemelt produziert wie SUBURBS. Der Sound kommt den ersten beiden Ben-Folds-Five-Alben am nächsten, allerdings ohne deren punkrockende Spitzen. Lustvoll hämmernde Satiren wie „Rocking The Suburbs“ gibt’s hier keine, silverman ist ernster, melancholischer, mitunter bissiger („Bastard“), textlich wie melodisch der Bittersüße zugeneigt, ein Festival des unwiderstehlich plazierten Moll-Akkords, für den Folds so ein Händchen hat. Und zwischen sonnigem Westcoast-Pop und jazzig umwölkter Barpiano-Melancholie, Folds perlenden Pianoläufen und der hellen, sahnigen Stimme keimen sie dann auf, die Licks, Refrains und Melodien, die sich in die Hirnwindungen schlingen. Die Single „Landed“, „lesusland“ mit seiner warm wehenden „Dust In The Wind“-Anleihe und Crosby, Stills, Nash &. Beach Boys-Harmoniegesang. Und dann ist da „Late“, Folds‘ sehr persönliches „Candle In The Wind“ für Elliott Smith. Solche Lieder können in den Händen weniger Begabter schlimm schiefgehen. „Late“ hingegen wird Ihnen zeigen, wie nah Sie am Wasser gebaut sind. „It’s too late“, singt Folds im Refrain, und die ganze tieftraurige Wucht dieser so simplen wie ultimativ trostlosen Feststellung schlägt über einem zusammen. Ich glaube, Neil Hannon hat über Ben Folds gesagtwenn nicht, sag ich’s halt jetzt: „He’s gota lot of soul, that Mr. Folds.“
www.benfolds.com
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