Bert Jansch galt als große Hoffnung des britischen Folks. Andächtig saß bei seinen Londoner Clubauftritten Mitte der Sechziger die gesammelte Musikprominenz im Publikum, lauschte dem virtuosen Meister mit der leicht abwesend wirkenden Stimme. Einer der ganz genau hinhörte, hieß Jimmy Page, Mitglied der sich in der Auflösung befindlichen Yardbirds. Ganz besonderen Eindruck hinterließ bei ihm Janschs marokkanisch-inspirierter Titel „Blackwaterslide“, den Page flugs adaptierte, und später als „Black Mountain Side“ auf dem Debüt seiner neugegründeten Band Led Zeppelin als Eigenwerk verbraten sollte. Solche Geschichten passierten häufiger in Janschs Karriere: Selbst als Mitglied von Pentangle kam der labile Virtuose, der die Finger weder vom Alkohol noch vom Heroin lassen konnte, nicht über einen Achtungserfolg hinaus. Vergangenes Jahr erschien mit CRIMSON MOON wiederum ein wenig beachtetes neues Album des zurückgezogen lebenden Gitarrengenies. Das Reissue-Spezialistenlabel Essential startet nun erneut eine Wiederveröffentlichungs-Reihe mit diversen Alben des Folk-Labels Transatlantic. Den Anfang machen das 1964 erschienene, Bert Jansch, 5 Sterne, getaufte Debüt und dessen Nachfolger, das ein Jahr später veröffentlichte It Don’t Bother Me, 5 Sterne – beide digital remastert, mit Bonustracks auf eine CD gepresst. Stilistisch unterscheiden sich die Frühwerke nur graduell. Eindrucksvolle Kompositionen wie das autobiografische „Running, Running From Home“, „Strolling Down The Highway“ oder „Anti-Arpartheid“ präsentiert Jansch in seinen angenehm sonoren Vokalstil – bis auf wenige Ausnahmen mit Pentangle-Kollege John Renbourn, nur von seinen virtuosen Künsten auf der Gitarre begleitet. Mehr Einsicht in Janschs wundersames Schaffen bietet das exzellent kompilierte 2-CD-Set Dazzling Stranger, 5 Sterne. Die 44 Tracks liefern einen anschaulichen Überblick der letzten dreieinhalb Dekaden. Darunter findet sich ein komprimierter Auszug aus zahllosen Soloeinspielungen, aber auch Material, das Bert Jansch mit Pentangle oder der Sängerin Loren Auerbach einspielte.

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