Big Red – „Piraten“ von Roman Polanski :: Kinostart: 11. September

Ende des 17. Jahrhunderts, mitten in der Karibik: Ein notdürftig zusammengebundenes Floß mit zwei Schiffbrüchigen schaukelt in der glühenden Sonne. Grenouille, der Frosch (Cris Campion), und Mr. Red (Walther Matthau) sind dem sicheren Untergang geweiht. Gierig umkreisen die Haie das Floß, zu essen und trinken hatten die beiden schon lange nichts mehr. Gerade als Red sein Messer am Schenkelchen seines jungen Begleiters ansetzt -— er ist Brite und erläutert Grenouille höflich die Notwendigkeit dieser Mahlzeit -— taucht am Horizont die spanische Galeere Neptun auf. Gerettet!

Herr auf dem Schiff ist Don Alfonso (Damien Thomas), ein spanischer Aristokrat und ausgemachtes Ekel. Er ist mit der wunderschönen Dolores (Charlotte Lewis) auf dem Weg zu ihrem Onkel, dem Gouverneur von Maracaibo. Alfonso lädt Red und Grenouille in den Salon und serviert ihnen gebratene Ratte, eine Mahlzeit, die Red schnell zu seiner alten Form zurückfinden läßt. Mit Hilfe des Schiffskochs zettelt er eine Meuterei an und nimmt Don Alfonso und die schöne Charlotte als Geiseln. Er hat erfahren, daß das Schiff eine kostbare Last mit sich führt: Den Thron des Azteken-Gottes Kapatec-Anahouac. Massives Gold. Erst jetzt dämmert allen die wahre Identität des Mr. Red. Er ist der berüchtigte Captain Red, der gemeinste, der verschlagenste und der geldgierigste Pirat der westlichen Hemisphäre…

„Piraten“ sollte wohl ursprünglich an „Tanz der Vampire“ anknüpfen: eine amüsante Spielerei mit einem Kinogenre, voll hintersinniger Anspielungen, inzwischen ein Klassiker. Aber vielleicht hat Polanski zu lange auf die Realisierung von „Piraten“ warten müssen. Die opulente Ausstattung, die akribischen Recherchen und die ausgeklügelte Farbdramaturgie lassen merkwürdig kalt.

Nur Walther Matthau, der fürchterliche Captain Red, hält den Film zusammen. Und nur seinetwegen, in der Hoffnung, einen weiteren schmutzigen Trick dieses alten Stinktiers mitzuerleben, hält man auch noch die nächste Seeschlacht durch. Schade, daß auch er einmal zu oft mit seinem Holzbein in den Planken der „Neptun“ steckenbleiben muß. So erinnert Polanskis „Piraten“ bedenklich an einen jener angestaubten Piratenund Freibeuter-Schinken, die auf ihre Weise aber meistens besser waren.