Bill Laswell – Oscillations 2
Lieber Peter, ich hoffe dir geht es gut. Wie ist denn das Wetter so in Papua Neu-Guinea? Hier in Deutschland regnet es seit Jahren. Ich höre gerade die neue Platte von Bill Laswell, vielleicht erinnerst du dich noch an ihn, damals, Last Exit, die Band mit Sonny Sharrock und Peter Brötzmann, da hat er Bass gespielt. Naja, jedenfalls hat er seitdem wahnsinnige Mengen von Tonträgern produziert, wohl auch noch Avantgarde und Improv-Sachen, doch immer mehr Ambientund Dub. was wahrscheinlich auch dazu führte, daß es so viel geworden ist-die Stücke sind einfach irre lang. Er hat auch viel mit afrikanischen Musikern zusammengearbeitet, was zum Teil ziemlich klasse war, wenn er allerdings selbst versucht, Trance zu erzeugen, driftet es bisweilen etwas ins Esoterische ab-du weißt schon, Enigma und so. Die Platte, die ich gerade höre, hat auch epische Längen und Breiten, ist aber durchsetzt von delikater Rhythmik – ein Stil, der hier unter dem Oberbegriff Drum ’n ‚Bass mehr Presse als Verkäufe hat. Breakbeat ist allerdings das anschaulichere Wort. Das ganze basiert auf HipHop-Beats, die gebrochen, geloopt und schneller gedreht wurden. Dann kamen immer mehr Sounds und Zitate dazu, dann wurden die Beats wieder grader – naja, und heute gibt es alles mögliche, von Jazz und Pop mit Breakbeat bis zu absolut minimalistischem hartem Stoff. Bill Laswells Ansatz ist eigentlich fast immer der gleiche, er baut epische Stücke, die den Wunsch vermitteln, mehr als nur Musik zu sein und aus 50 Prozent Ambient bestehen. Der Rest sind hübsche Geräusche, ein paar gut recycelte Beats und Laswells Markenzeichen, der (wahlweise) pumpende oder quakende Bass. Das Ergebnis ist solide, dabei etwas steril und vor allen Dingen leider etwas vorhersehbar. Eine Frage des Blickwinkels. Peter, Du wirst sicher sagen, daß es alles nicht wirklich wichtig ist. Und wahrscheinlich hast du recht damit.
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