Bill Wyman – Drei Alben

Den „stillen Stone“ nannte man ihn. Eigentlich zu unrecht, wie seine mit erotischen Abenteuern gespickte Autobiographie unter Beweis stellte. Dennoch war seine früh geprägte Rolle im reichlich komplizierten Stones-Gefüge wohl nicht nur kalkuliertes Image von Urmanager Andrew Oldham, sondern diente auch als Schutzfunktion. Drei Jahrzehnte lang ertrug das mit Abstand älteste Bandmitglied, das sich ironischerweise von allen Stones bis heute den jugendlichsten Touch bewahren konnte, stoisch alle Erniedrigungen und Demütigungen von seiten Jagger/Richards. Bis dem schon Fünfzigjährigen, der in den vergangenen Jahren mehr durch seine spektakuläre Liebschaft/Kurzehe mit der minderjährigen Mandy Smith von sich reden machte, nach der Steel-Wheels-Tour endgültig der Kragen platzte. Somit ist Bill Wyman wohl die rühmliche Ausnahme — er hat die Band weder als Drogenwrack, noch im Sarg verlassen. Witzigerweise war Ol“ Bill der erste „Stein“, der Selbstgestricktes (‚In Another Land‘) im Stones-Repertoire unterbrachte, aber auch frühzeitig eine Solokarriere ins Rollen brachte. Mit Hilfe einiger Musikerkollegen (u.a. Dr. John, George & Gwen McCrae, Dallas Taylor) entstand 1974 das komplett selbstverfaßte, zwischen funky Jazzpassagen, souligen Rockmomenten und bluesigen Untertönen konzipierte MONKEY GRIP (84620) 4 Sterne. Stimmlich ist Bill etwas schwach auf der Brust, was aber Spaß und Spielfreude nicht sonderlich schmälert: Ein noch prominenteres Line-Up (Van Morrison, The Pointer Sisters, Joe Walsh, Bob Welch) präsentiert das zwei Jahre später entstandene STONE ALONE (84729) 5 Sterne, das weniger ambitioniert, aber mit breiterem Spektrum Bills feines Songwriting (‚Soul Satisfying‘, ‚Apache Woman‘) ausschöpft. Nach knapp sechsjähriger Pause erschien, abermals unterstützt von einer Prominentenriege (Stray Cats, Chris Rea), mit BILL WYMAN (84828) 3 Sterne, seine bis dato letzte Soloexkursion. Doch bis auf das selbstironische, karibikangehauchte ‚(Si, Si) Je Suis Un Rock Star‘ wirken seine neutönerischen Versuche, es Gary Numan mit seinem Synthesizergeschwader gleich zu tun, etwas bemüht.