Billy Joel – An Innocent Man

Billy Joel bewegt sich musikalisch in der Vergangenheit, Will man nicht gleich bösartig unterstellen, daß ihm nichts Neues mehr eingefallen ist, so bleibt als Erklärung dafür, daß er eine komplette LP im Sound der 60er Jahre eingespielt hat. nur noch die Vermutung, daß er seiner alten Musik-Liebe ein Denkmal setzen wollte.

Aber Liebe macht bekanntlich auch blind. So hat man es bei dieser Platte nicht etwa mit griffigen Neu-Arrangements von klassischen Oldtimern zu tun, wie es z.B. Roger Chapman mit seinen „Riffburglar“-Alben so mustergültig vorführte Statt dessen alles Eigenkompositionen, den alten Vorbildern nachempfunden, aber deutlich unter dem Niveau der Originale, die da Pate gestanden haben. Eigentlich erstaunlich bei einem Songwriter, der uns schon mit Perlen wie „Movin‘ Out“, „Scenes From An Italian Restaurant“ oder „Sometimes A Fantasy“ beschenkt hat.

Gleich die Eingangsnummer verwirrt so sehr, daß man nachschaut, ob überhaupt die richtige Platte aufliegt. „Easy Money“ klingt wie Wilson Pickett – oder besser gesagt; soll so klingen. Aber warum in aller Welt will sich Billy Joel mit „The Wicked Pickett“ messen!

Nachgerade peinlich wird es im Folgenden, wenn man Nummer für Nummer fast an Plagiate denken muß: „The Longest Time“ und „This Night“ sind Platters-Verschnitte mit schwülstigen Strings: „Tell Her About It“ ist den Supremes nachempfunden; „Uptown Girl“ klingt wie die Four Seasons ohne Frankie Valhe und „Christie Lee“ soll wohl Little Richard sein. Am besten gefällt mir noch „Leave A Tender Moment Alone“, mit dem Einsatz einer Mundharmonika dem frühen Stevie Wonder ähnlich, leider ohne dessen Intensität.

Es tut einem schon weh: Man spürt das Bemühen, seinen alten Heroen ein Denkmal zu setzen – das Ergebnis aber sind matte Abziehbilder.