Björk :: The Live Box

Pop höherer Sphären: fast das gesamte Solowerk in concert.

Wenn im Björk’schen Tempel schon einmal Hausputz ansteht, ist es ja nur folgerichtig, der aus einzig Erlesenem quer durch die bisherige Karriere zusammengestellten Family Tree-Compilation eine ebenso reich bepackte Live Box folgen zu lassen. Die umfasst vier randvolle CDs von Debut Live bis Vespertine Live (inklusive einiger Selma Songs) und somit fast das gesamte Solowerk in Konzertfassungen. Bei einer großen Zahl so genannter „elektronischer“ Acts sind oder wären Livemitschnitte schlichtweg überflüssig. Björks Bühnenperformance zu ignorieren, hieße jedoch, ihr glatt ein Bein auszureißen. Doch erst im Konzertvortrag, in immer neuen Variationen, Häutungen, Mutationen, in immer progressiveren und intensiveren gesanglichen Interpretationen, lässt sich tatsächlich erahnen, was es bedeutet, wenn ihrer Musik quasi-organische Eigenschaften zugeschrieben werden. Keine Spur von „Sequencerdiktat“, nichts scheint natürlicher als die Symbiose von Maschinen und Streichern, Laptops und Schlagwerk, Björks Stimme und den Noiseloops eines Herrn Matmos. Und schließlich verramscht Björk hier auch nicht irgendwelche Liveaufnahmen. Debut Live präsentiert die beispiellose „MTV Unplugged“-Session aus dem Jahr 1994, Homogenic Live wird dank des „Icelandic String Octets“ fast schon zum spirituellen Erlebnis, und zur Vespertine-Tour durfte zum Orchester auch ein Chor nicht fehlen. Eine Bonus-DVD mit fünf Konzertausschnitten quer durch die Jahre komplettiert dieses satte Muss.