Black Föös – Uns Johreszigge
Ein Teil der „Kölner Szene gehört folkloristisch inspirierten Bands, die Mundart-Rock spielen, sich textlich ebenso den wichtigen Alltagsthemen wie lokaler Politik annehmen und mit einem Karnevals-Image zu kämpfen haben. Doch so wenig ein Hamburg Platt-Sprechender zwangsläufig ein Sohn von Heidi Kabel sein muß, so wenig sind „Kölsch singen“ und „Karneval“ synonym.
Die Black Föös, 1978 hinter Udo Lindenberg Westdeutschlands meistverkaufende Poprock-Band, und die Höhner, deren Debut-LP 18.000mal an regional-orientierte Käufer ging, greifen zurück auf 60er-Erfahrungen mit Beatmusik, auf verpoppte aktuelle Einflüsse und natürlich auch auf Karneval, letzteres jedoch nur zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch – und dann sind beide Bands die Konzertattraktionen im Rheinland. Auf ihren Alben jedoch greifen beide Bands allgemeingültige Probleme auf, in guten Zeiten mit einer Liebe zum Detail, wie man es auch von Peter Horton oder Stephan Sulke kennt. Leider knüpft die neue Black Föös-LP nicht durchgehend an gewohnte Qualitäten an: einen treffenden Umwelt-Song wie „Einmal em Johr“, eine Urlaubs-Karikatur wie „Et Spanien Leed“ oder Adaptionen wie einst „Pänz, Pänz, Pänz“ (ursprünglich „Dance Dance Dance“ von Neil Youngs Crazy Horse) sucht man vergebens. Für Beatles-Nostalgiker ist aber nach wie vor gesorgt: Neben Tastenspieler Dieter Jänisch hegen noch weitere Black Föös besondere Beziehungen zu den Fab Four. Oder: Nicht nur Jürgen Zellinger hat’s mit dem „Müngersdorfer Stadion“, die Föös erzählen sogar eine ganze Story über Kölns Zentral-Schwimmbad; in „Fescher’s Köbes“ zitiert die Band eine historische Geschichte, wie ein Einzelner gegen Obrigkeitswillkür kämpft; in „Da Manni us Ossheim“ geht’s um .Reiches gebildetes Mädchen liebt armen Jungen‘ – und das alles, wie auch bei den Höhnern, auf Anhieb oder zumindest mit Textbeilage auch für Nicht-Kölner verständlich.
De Höhner klingen frischer als die Black Föös, und ihre zweite LP setzt sich deutlich von Karneval ab: Der für beschwipst schunkelnde Massen bestimmte Song wurde‘ als Single, nicht auf dem Album veröffentlicht. Neben dem Spiritus Rector Jan-Peter Frählich spielt Sänger/Gitarrist Peter Hörn die Hauptrolle: Mit seinen Kompositionen (teils mit Jay Bastos von Bogart geschrieben) sowie seinem Gesang, der auf wildere Vergangenheit schließen läßt. De Höhner servieren in „Arbeitsdier“ lupenreinen Pop-Country, in“.Och späder Jung“ gar Reggae, natürlich nicht für Puristen, sondern verpoppt. Das besonders durch die Dubliners geläufige „1’m A Rover“ geriet als „Ich ben en Räuber“ zu einer erfreulichen Landesverwandschaft Irland/ Rheinland; andererseits vermisse ich schnelle Rocker die Höhner bringen leider nur einen, für meinen Geschmack zu wenig. Sei’s drum, dafür lohnen die Texte, die nicht .rumphilosophieren‘, sondern sagen, was Sache ist, respektive sein sollte. Die Sterne mag ich nicht vergeben, weil ich voreingenommen bin: als gebürtiger Kölner.