Black Moon
Als Louis Malle „Lacombe Lucien“ fertiggestellt hatte, dachte er daran, einen weiteren Film mit Therese Giese zu drehen: „Ich hatte die Idee zu einer Komödie über eine alte Dame, die in einem abgelegenen Haus langsam stirbt; über die vielen Leute, Erben oder Freunde, die auf ihren Tod warten und die zu sehen sie sich weigert. Eine halb komische, halb tragische Idee, von der ich nicht wußte, was schließlich aus ihr werden würde…“ Die Ausgangsideee wurde zu einem Film, der schrecklich und schön zugleich ist. Da geht es um die Angst, den Tod, den Schmerz, das Schreckliche, um unsere Welt. Der Anfang: Ein junges Mädchen fährt im Auto über eine Landstraße, die geradewegs auf einen Kriegsschauplatz zuführt – einen erbarmungslosen Bürgerkrieg zwischen Männer und Frauen. Auf der Flucht gerät sie immer weiter in ein Land, in das noch keine Menschen eingedrungen zu sein scheinen und entdeckt plötzlich ein idyllisches, völlig einsam liegendes Haus. Hier wohnen eine alte Frau, die ihr Bett nie verläßt, ein Geschwisterpaar – Bruder und Schwester, die sich sehr ähneln -, etwa fünfzehn Kinder, die den ganzen Tag nackt hinter einem Schwein herlaufen, ein Einhorn, das Shakespeare zitiert und viele andere Tiere. Das Mädchen gesellt sich zu ihnen und erlebt eine Überraschung nach der anderen. Die alte Frau hält Zwiesprache mit einer Ratte und brabbelt unverständliches Zeug in ein Funkgerät. Von dem Mädchen läßt sie sich die Brust reichen, draußen liefern sich Soldaten ein Gefecht, und ein Adler, der plötzlich ins Zimmer fliegt, wird von einem Schwertstreich gespalten.
Louis Malle hat keine höhere theoretische Absicht in den Film gepackt Er funktioniert ganz außerhalb jeder Psychologie in einem mythologischen Rahmen. Es gibt nichts Besonderes zu verstehen. Die Personen und die poetischen Bilder wirken ganz gelöst von jeder tieferen Bedeutung. Sie erinnern an Kindheitsträume, können nicht verstanden, sondern nur empfunden werden.
Mehr News und Stories