Black Uhuru – Chillout

Kaum zu glauben: CHILL OUT ist tatsächlich noch besser als RED. Eine Tatsache, die ich mir eigentlich nur mit dem brennenden Verlangen von Michael, Puma und Ducky erklären kann, sich immer wieder aufs Neue zu überbieten. Vor allem Michael Rose setzt sich selbst einen absurd hohen Standard: „… I must entertain/make shure it’s not going in vain/if I don’t make social comments/you won’t take no prophet …“ Während Ducky meist anhand von Einzelbeispielen Handlungen konstruiert – exemplarisch hier die Widmung an (s)eine imaginäre ‚Moya, (Queen of I jungle)‘ – und dabei mit Vorliebe von sich auf andere schließt, holt Rose bei seinen Songs enorm weit aus und schafft es immer wieder, sich in konkrete Situationen zu versetzen. Grollend, mit beinahe schon militärischem Kommandoton: „… penetrate the masses, that they talk to the bosses …“, dann siegestrunken und mit jungenhaftem Idealismus bei orthodoxen Rasta-Prophezeiungen: „… europeans stay inna europa, africans rule africa/and the whole world dreadlocks …“, oder mit tränenerstickter Stimme in Duckys (auto?)-biographischem Melodrama ‚Emotional Slaughter‘.

Rose’s Haltung mag ideologisch, meinetwegen auch didaktisch wirken, aber fähig zu pragmatischen Richtungsänderungen bleibt sie allemal; Marley erreichte zu seiner resolutesten, seiner SURVIVAL-Phase, ein vergleichbares Level, meist in Form von Parabeln, Rose bedient sich einer weniger verschlüsselten Form, die ihm nur unsensible, notorisch denkfaule Kritiker als selbstgefällig und eindimensional ankreiden können. ‚Darkness‘, der ganzen ’nuclear nightmare diplom acy'(wie sich Gil Scott-Heron ausdrücken würde) gewidmet, ist ein Stück hemmungsloser Agitation, ein Ultimatum, mindestens genauso akut, alarmierend und vor allem begründet wie mein gegenwärtiger Sound System-Dauerbrenner, Brother D’s Monster-Rap „How We Gonna Make The Black Nation Ftise“. Oh ja, und Rose scheint innerlich zu kochen, wenn er fordert:

„… let us struggle with the new generation, the deaf, the dumb, the blind…“ Sicher dürfte sein, daß Black Uhuru mit CHILL OUT die Fesseln des ethnischen Marktes abstreifen. Ihre Melodien, die Rose oft mit zwei, drei Wörtern und einer ganzen Serie mehr oder weniger grotesker Idiome formt, sind einfach zu gut, um wahr zu sein; ihre aufgestaute Wut ist zu wahr, um den Rest der Welt kalt zu lassen. Und wann schreibt Puma endlich eigene Songs …?