Black Uhuru – Tear It Up – Live

Das Liye-Album Verlegenheitslösung, Überbrückungsmechanismus, Hinhaltetaktik -, ein überkommenes Objekt für Statistiker und Archivare? Notwendiges Übel oder üble Notwendigkeit? Ausnahmen mögen die Regel bestätigen, aber bei Reggae Live-Sets sind mir kaum welche bekannt. Denn so sehr sich der jeweilige Derwisch hinterm Mischpult auch ins Zeug legt, die Regler zur Weißglut reizt und die Overdubs maximiert die ganze Magie versandet meist in einem liederlichen, schwammigen, einfach nach Rock-Bedürfnissen dirigierten Mix. TEAR IT UP gibt so natürlich die restlose physische Hingabe von Black Uhuru nur verschwommen wieder. Michael Rose’s Monologe werden meist tölpelhaft abgewürgt, orkanartiger Beifall ruiniert die dramatische Sensibilität mancher Songs, zermatscht Facetten und Nuancen von Sly & Robbys himmlischen dub-workouts („Leaving to Zion*); Atmosphäre wird wieder mal am Intensitätsgrad der beigemischten Hochrufe gemessen. Trotz aller Mäkelei, die Drei-Gewalten-Teilung – Michael (EnfantTerrible, Energiebündel, Exorzist), Puma (afrikanisches Starlet, Wissen und Gewissen) undDucky (stoischer Megadread, Schamane, Ruhepol) bricht sich keinen Zacken aus der Krone. TEAR IT UP ist ihr Almanach, alle Songs sind durchweg exzellent, aber in ihrer Originalfasssung logischerweise effizienter. So betrachtet ist TEAR IT UP auch kaum ein Trostpflaster für reggaematics, die lieber versions von „Abortion“ oder „Plastic Smile“ übers eigene Sound System kurbeln und der Weltwunder harren, die Uhuru bald abliefern werden. Die drei sind momentan ja schon wieder in Nassau, und… na ja, soon come… 4 Ulli Güldner