Blanche – Little Amber Bottles

„It doesn’t take a jealous man to sing a jealous song“, brummt Dan John Miller, von dem schwer zu sagen ist, ob er nun gerade wirklich eifersüchtig ist oder vielleicht auch nur ein sehr guter Schauspieler. Das Banjo eiert dazu, die Akustikgitarre schrengelt, ein winziges Schlagzeug klopft, und Mr. Millers Ehefrau, Co-Sängerin Tracee Mae Miller, zupft einen wahnsinnig coolen Zwei-Ton-Bass in diesem Song. Die Welt von Blanche, fünf bekennenden Musik-Novizen aus Detroit, ist ein hinterwäldlerisches Cothic-Amerika: Tote, vertrocknete Spinnen flattern in den Netzen, die sie über im Wald liegende Autowracks gespannt haben, die Menschen tragen alte Anzüge aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, und ständig buddelt irgendwer ein Loch, in dem untreue Liebende versenkt werden. Esgeht um die Geheimnisse in kleinen Land-Käffern in Amerika, um Misstrauen und um dirty lies. Kurz: Blanche wirken, als ob sich die Geister von Robert Altman, Lee Hazlewood und der Carter Family auf eine Tasse Punsch gemeinsam auf die Veranda gesetzt und sich eine Quatsch-Band zum Anlass ihrer ewigen Huldigung ausgedacht hätten. Den Hauruck-Appeal auf dem Blanche-Debütalbum Little Amber Bottles teilt sich die Band allerdings eher mit den befreundeten White Stripes und den Violent Femmes. Doch vor allem der vor kurzem verstorbene große Songwriter Lee Hazlewood lugt in den Liedern dieses Albums immer wieder um die Ecke, was nicht nur in Dan John und Tracee Mae Millers gut abgepaustem Nancy&Lee-Gesang begründet liegt: Es ist vor allem dieser ironische Grimm in den Texten, diese theatralische, wenngleich minimalistisch inszenierte Düsternis in den Liedern, die an den mürrischen Songwriter-Komödianten erinnert. Und zwischen Komödie und Tragödie schlenkert auch diese Platte hin und her. Little Amber Bottles (das AIbum wurde übrigens in Brendan Bensons Studio aufgenommen) ist eine gekonnte Inszenierung amerikanischer Alltags-Spuk-Mythen, so lustig wie traurig. Und auf diese faszinierende amerikanische Art unauthentisch authentisch, „It doesn’t take a trusting man to sing a song of trust“. kehrt Jack Whites Kumpel Dan John Miller die eingangs zitierte Zeile später um. Eben.

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