Blancmange Mange Tout Teldec 6.25655

Längst vergessen sind die Zeiten, als Neil Arthur und Stephen Luscombe, die beiden Grafiker und Ex-Kunststudenten, noch mit grimmigem Lärm verschreckte Zuhörer attackierten. Heute gehören Blancmange zu den zuverlässigsten Hit-Lieferanten englischer Teenager, wie so viele übrigens, deren erstes Auftreten anfangs allgemein belächelt wurde (bestes Beispiel hierfür die Thompson Twins). Doch damit ist nichts über musikalische Qualität gesagt, höchsten über die Cleverness, mit wankelmütigen Moden zu taktieren.

Ihr neues Album bringt natürlich noch einmal die letzten Hits: vom vergangenen Jahr „Blind Vision“, hier neu produziert mit mehr Dynamik, und das aktuelle „Don’t Teil Me“ mit einer dieser lieblich-einfachen Pop-Melodien, wie sie von den frühen Depeche Mode geliefert wurden.

Ansonsten liegen ihre Stärken aber nicht etwa im Discotheken-Einsatz (wenn sie auch offensichtlich den Zeitgeschmack für moderne Tanzmusik treffen), sondern eher im Bereich des Kitsches und des dezenten Bohemien-Humors: Ihrer Adaption des wunderbaren Abba-Mandolinen-Urlaubs-Tangos „The Day Before You Came“ fehlt es zwar noch etwas an Naivität, aber der A Capella-Shanty „See The Train“ ist eine reizend rustikale Überraschung.

Was ihre Songs mit Tanz-Appeal betrifft, so mögen sie zwar zeitgenössisch sein, leiden aber erheblich unter der Tendenz, sich fade im Kreis zu drehen und in unverbindliches Geblubber auszuufern. Das mit Tabla und Sitar zu kleinbürgerlicher Exotik aufgedunsene „Murder“ ist ein typisches Beispiel für schwammige Künstler-Disco mit beschwörendem Psychedelic-Touch.

Von solchen gelegentlichen Ausfällen abgesehen ist MANGE TOUT aber durchaus unterhaltend, ohne überraschend oder bahnbrechend zu sein. Knapp.