Blondie – Eat To The Beat
Zum Teufel mit dem diskreten Charme der Bourgoisie, Blondie ist wieder Blondie. Chapman, Erfolgproduzent mittlerweile auch von The Knack, hat wohl begriffen, daß ein weiterer Schritt auf dem glattgewalzten Weg von „Parallel Lines sicher den vorzeitigen Ausverkauf der Band bedeutet hätte. „Eat To The Beat“ ist nun eine so erfrischende Synthese aus den ersten beiden Blondie-LP’s, daß ich bereit bin, die dritte als gelungenes Experiment aus dem Chartbuster-Labor einzuordnen. „Eat To The Beat“ bietet eine Menge: unbefangene, New Wave-inspirierte Fetzer mit scheppernden drei-Akkord-Gitarren, funky Beat, Ohrwürmer mit Sofortwirkung. Speziell Balladen wie „Union City Blue“ oder „Shayla“ erinnern stark an die zweite Blondie LP, „Plastic Letters“, nur daß Debbie entscheidend an Ausdruck gewonnen hat. Sie ist inzwischen wirklich dabei, sich als Sängerin zu profilieren. Am meisten freut mich übrigens, daß Harry Destri zu seinen übermütigen Orgelsprüngen zurückgefunden hat, nachdem er sich auf der vorigen LP etwas salonfähiger verhalten mußte. Er schrieb übrigens auch den Song, der am stärksten an Blondies Urzustand erinnert: „Accidents Never Happen.“ Nach der eher gleichgeschalteten Hitkollektion von „Parallel Lines“ schlägt der Pegel zum Glück wieder stärker aus, es passiert eine Menge. Wenn auch der eine oder andere Titel vielleicht zu schnulzig ausfiel, was soll’s, dafür gibt es den mitreißenden Titelsong „Eat To The Beat“ (daß man nicht zuerst ihn, sondern „Dreaming“ als Single auskoppelte, kann ich mir nur damit erklären, daß man den Übergang von „Sunday Girl“ oder „Heart Of Glass“ zu aufreizenderen Nummern nicht ganz so abrupt gestalten wollte) oder den Reggae „Die Young Stay Pretty , der in seinem lebensbejahenden Temperament schon von vornherein jede Plastikschicht sprengen würde. Und in „Victor“ randaliert Debbie derart aufsässig vor dem Kosakenchor ihrer Musikanten, daß ich die Plattenkritik an dieser Stelle abbrechen muß, um auf ein spezielles Bonbon für Blondie-Fans hinzuweisen. Aber wahrscheinlich habt Ihr sowieso längst nachgeschnüffelt, was diesmal unser Single-Tip des Monats ist.