Blondie – Live At The Apollo Theatre DVD

Es gibt sie mittlerweile in Massen: In Verpackung und Inhalt lieblos auf den Markt geworfene Konzertmitschnitte, Dokumentationen oder Clip-Compilationen, die als digitaler Silberling ihren mittlerweile zweiten, manchmal sogar schon dritten oder vierten Frühling erleben. Eins zu eins vom vorherigen Lebensabschniltsformat VHS übernommen, sind solche Produkte eigentlich nur eines: ein schlechter Scherz. Auch den New Wave-Ikonen Blondie wird solch zweifelhafte Ehre nun in Form von live at the apollo theatre zuteil. Aufgezeichnet wurde die Show im Rahmen der an sich kompetenten und seinerzeit populären BBC 2-Reihe „The Old Grey Whistle Test“ während der triumphalen Englandtour 1979 im Glasgower Apollo, als Debbie Harry und Co. für wenige Monate als Nabel der Post-Punk-Welt galten und die sechsjährige Karriere des New Yorker Sextetts just Halbzeit feierte. Musikalisch durchlebte das Ensemble um Debbie Harry und ihren damaligen Lebensgefährten, den Gitarristen und Hauptkomponisten Chris Stein, in dieser Phase jenen fatalen Stilwechsel vom spröden Garagensound der frühen Produktionen zu we- sentlich gefälligeren Poparrangements der späteren Jahre. Blondie spielen launig Work-In-Progress-Versionen noch unveröffentlichter späterer Evergreens wie „Dreaming“, „Union City Blue . „Atomic“ und „Eat To The Beat“. Die Freude könnte also ungetrübt sein, wenn parallel zum musikalisch makellosen Inhalt mit satten Klassikern wie „Hanging On The Telephone“, „PictureThis“, „Heart Of Glass“ und dem leider zur Hälfte ausgeblendeten „Sunday Girl“ auch die technische Umsetzung auf gleichem Niveau wäre. Zu bemängeln gibt es einiges: Zum Beispiel, dass die knapp dreiviertelstündigen Liveimpressionen der BBC zwar bildtechnisch erstaunlich hochwertig sind, von der Inszenierung jedoch an den stoischen Kamerastil des WDR-Rockpalastes erinnern obwohl das ungeschnittene, mehr als anderhalbstündige Konzert noch in den Archiven schlummert. Das damals aufgezeichnete große Interview fehlt ebenso wie die für die Anhängerklientel nicht gerade uninteressanten Backstageeindrücke, und noch nicht einmal an eine Bio- und Discografie für nachgewachsene Fangenerationen wurde gedacht. Vielleicht wäre es ja auch pophistorisch ganz interessant gewesen, die mittlerweile wieder vereinigten Blondie mal zum damaligen Auftritt zu befragen oder wenigstens ein vernünftiges Booklet beizulegen. Vergebene Chancen zuhaut Schade.