Blondie – Private Stock

Man kann den Fall Blondie auf einen kurzen Nenner bringen: die fünfköpfige New Yorker Band mit der superblonden Sängerin Deborah Harry macht prima Kirmesmusik. Durch ihre Platte weht jene Atmosphäre von Spaß, Lebenslust und auch ein wenig Angst, die sich meist bei einer Tour durch Raupen und Riesenräder, Geisterbahnen und Karussells einstellt.

Blondie zählt zur neuen Rockwelle und strahlt jene Frische und neugeborene Engerie ab, die für die „New wave“-Bands typisch ist. Die Band macht Musik für Teens, Gott sei Dank, denn nun kann die jüngste Rockgeneration Abba und die dämlichen Rollers endlich in die Ecke stellen. Weil Gruppen wie Blondie besser sind und glaubwürdiger und ihre Mitglieder beinahe ebenso jung wie ihr Publikum. Und wer älter als zwanzig ist, wird auch noch angesteckt: Ich dudele diese LP nun seit zwei Wochen mehrmals täglich, und das nicht nur, weil das Wetter schön und „In The Sun“ der Prototyp eines Sommerhits ist. Vieles an Blondie erinnert an den Sound amerikanischer Gruppen in den frühen sechziger Jahren: Ich denke da an die Crystals und die Ronettes und auch an die Erstausgabe der Beach Boys. Die Aufbruchstimmung jener Zeit läßt sich auch auf diesem Album wiederfinden; nur ist es die nächste Generation, die hier antritt, und sie bringt auch ihre zeitgemäßen Ausdrucksmittel mit: Synthesizer, hektische Rhythmen und brutale Anklänge in Texten und im Gruppenimage.