Blue Mountain – Roots
Erst lässig, dann lärmig: ein Ausflug zu „the days before Rock ’n‘ Roll“.
Schizophren? Schizophon! 38 Minuten und 15 Sekunden lang darf ROOTS als bestes No-Depression-Werk seit wasweißichwann gelten, 38 Minuten und 15 Sekunden lang kostet Blue Mountains fünftes Album von den Quellen, aus denen sich einst auch Platten wie GOOD AS I BEEN TO YOU und WORLD GONEWRONG speisten, Bob Dylans Trips in die Prä-Rock’n’Roll-Epoche:englische B Folk-Balladen, Singalong-Seligkeit irischer Provenienz, erschröckliche Moritaten aus den Appalachen, rustikaler Country-Blues. Man denke sich ein Tanzbodenvergnügen, bei dem The Band und Planxty, die Flying Burrito Brothers und Steeleye Span, die Watersons und Woody Guthrie, Shane MacGowan und Freakwater ansteckend fröhliche, trunken taumelnde oder herzzerreißend traurige Traditionais wie „Black IsThe Colour OfMyTrue Love’s Hair“,“l’m ThinkingTonightOf My BlueEyes“, „Banks Of Pontchartrain“,“Rain And Snow“ oder „Little Stream Of Whiskey“ zum Besten geben und tauche ein in eine majestätische, Ehrfurcht gebietende Musik, die kristallklar und erfrischend dahinfließt wie ein Gebirgsbach. Bis dahin gibt es glatte 6 für Cary Hudson, Laurie Stirrat, George Sheldon und Frank Croutch. Aber ach: Auf vier ebenfalls alten bis uralten Bonustracks geht mit Blue Mountain das „Crazy Horse“ durch. Unvermittelt entladen sich Youngsche Gitarrengewitter, dröhnt kapitaler Cowpunk Marke Jason & The Scorchers aus den Lautsprecherboxen. Das hat fraglos seinen Reiz und ist allemal 4 wert, letztlich aber nur eine befremdliche Zugabe nach einem „main set“, das in sepiafarbener Eleganz, in aus Raum und Zeit gefallener Grandezza erstrahlt. Was unterm Strich bleibt sind 5 und leises BedauermWeniger wäre hier (noch) mehr gewesen.
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