Bob Dylan
Hard Rain
Col (Sony)
Die Platte wurde im Mai dieses Jahres im Verlauf von Dylans „Rolling Thunder“-Tournee mitgeschnitten; ihre technische Qualität reißt niemanden vom Stuhl, die Kunstfertigkeit, mit der Dylan und die Begleitband um den Gitarrisren Mick Ronson die Instrumente bearbeiten, läßt Wünsche offen. Aber vielleicht ist „Hard Rain“ gerade wegen dieser Mängel eine der schönsten Scheiben des amerikanischen Rock-Heroen. Denn er kümmert sich offenbar einen Dreck um irgendwelche virtuosen Erwartungen, die an seine Person geknüpft werden und singt daher gelöst wie selten zuvor, singt frei von der Leber weg, ohne an gewohnter Stimmschärfe zu verlieren. Das Repertoire der LP bietet einen zu elf Titeln gebündelten Querschnitt durch Dylans komplette Songsammlung: „Lay, Lady. Lay“ und „Too Many Mornings“, „Stuck Inside“ von „Blonde On Blonde“, „Oh, Sister“ vom Album „Desire“, „Shelter From The Storm“, ursprünglich veröffentlicht auf „Blood On The Tracks“. Einige seiner bekanntesten Stücke erhielten allerdings ein neues Gesicht; „Maggies Farm“, der Einstieg in die Live-LP, bietet da gleich die größte Überraschung.