Bob Marley – Dreams Of Freedom

Es gibt Leute, für die ist Reggae eine Art Alptraum. Ihr Fluchtinstinkt greift, sobald sie diese eigentümlichen Off-Beats hören, verbunden mit dem Imperativ des Zeremonienmeisters, nun unbedingt und sofort superlässig sein zu müssen. Aber bitte, geschenkt. Denn immerhin hat der Jamaikaner – man denke an Lee“Scratch“ Perry – noch eine zweite Kunstform entwickelt, die da „Dub“ heißt und die den Reggae entschmerzt. Unerhört gelungen ist dieser Akt auch auf DREAMS OF FREEDOM: Da kriegt Bob Marley völlig neue Kleider, und der Wailers-Sound wird zu einem geheimnisvollen Etwas, das klingt, als versuchten sich die bösen Borg am Jamaika-Groove. Es wundert dann schon niemanden mehr, daß der Großmeister Bill Laswell höchstpersönlich an den Reglern herumfummelte, um der Welt völlig neue Innenansichten altbekannter Wailers-Hits von „Rebel Music“ über „Exodus“ bis hin zu „Midnight Ravers“zu geben, mit der Mikrokamera eine Reise durch den Körper des Reggae anzutreten und von innen an seine Herzwand zu klopfen. Die Antwort der Echtzeit: AMBIENT TRANSLATIONS OF BOB MARLEY IN DUB ist das ganze Ding untertitelt, und mehr muß man eigentlich gar nicht wissen: An präzisen Baßlinien entlang schnurren aufreizend unterkühlt Klangorgien, traumartig verhallte Chorsequenzen und Fetzen des Originalsounds rudern in der Klangströmung, der Charakter der Songs wandert vom scharfkantigen Reggae-Hit hin zum geheimnisbeladenen Mysterienspiel. Irgendwie ist es so, als träume man von Bob Marley, könne sich aber nicht mehr richtig an seine Songs erinnern: ein Nachhall.