Bob Neuwith – Havana Midnight
Seit der Krise in der Schweinebucht 1962, als die Welt kurz vorm Atomkrieg stand, ist das Verhältnis zwischen den USA und Kuba gelinde gesagt – gestört. Das kapitalistische und sozialistische System befehden einander, wo sie nur können. Wenn in dieser gespannten Situation ein Amerikaner auf die Rum- und Tabakinsel reist, um mit einheimischen Musikern zusammenzuarbeiten, dann ist das deshalb nicht nur eine künstlerische Begegnung, sondern auch ein Politikum. Das war im Falle von Ry Cooder und dem Buena Vista Social Club so, und das gilt auch für das Zusammentreffen von Bob Neuwirth mit Sängerinnen und Instrumentalisten aus Fidel Castros Einflussbereich. Neuwirth war schon immer für Rendezvous mit den unterschiedlichsten Kollegen zu begeistern. In den vergangenen Jahrzehnten gab er sich unter anderem ein Stelldichein mit Bob Dylanjohn Cale, JanisJoplin, Kris Kristofferson, k.d. lang und Patti Smith. Nun bat er Arrangeur Jose Maria Vitier, der sich mit dem Soundtrack zu „Fresay Chocolate“ einen Namen gemacht hat, sein neues Album mit Klängen aus Kuba zu versehen. Dabei kam es zum gleichberechtigten Dialog zwischen US-Rootsmusik und kubanischer Nueva-Trova-Bewegung. Beim balladesken „Miracles“ etwa hat man Folktöne mit lateinamerikanischen Perkussionsrhythmen unterlegt.“The First Time“ bettet einen Frauenchor in einen bluesigen Akustikwalzer ein. Und „The Dead Man’s Clothes“ errichtet auf einem Cubanjazz-Fundament countryeske Stilmittel. So kommt es ein ums andere Mal zum Kulturaustausch und einer befriedenden Völkerverständigung. Was die Politiker nicht schaffen, sich an einen Tisch zu setzen und eine Einigung herbeizuführen, das gelingt Neuwirth und seinen Mitstreitern im wahrsten Sinn des Wortes spielerisch.
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