Boxenfieber

Schön sind sie — nur oft eben auch teuer. Pünktlich zum Ansturm auf die Kaufhäuser bescherte uns die Industrie wieder Dutzende von aufwendig gestalteten Tonträger-Boxen. AEROSMITH überrascht die werte Kundschaft mit PANDORA’S BOX (drei CDs, 52 Songs, 20 bisher unveröffentlichte Takes).

Von Gitarrengott JEFF BECK ist eine komplette BECKOLOGY erhältlich, und GENE VINCENT ist durch seine COM-PLETE CAPITOL AND COLUMBIA RE-CORDINGS (sechs CDs von EMI) angemessen repräsentiert.

Wie schon im Falle von Aerosmith enthalten etliche Boxen rare oder erstmals veröffentlichte Aufnahmen — manchmal sogar gleich dutzendweise. So bieten die großen Sets von STATUS QUO und THIN LIZZY (je 4 CDs von Vertigo, über .CD Special“, Köln) zahlreiche Tracks, die zuvor nur auf japanischen Tonträgern zu haben waren.

An Exklusivität nur schwer zu überbieten: das japanische Dreier-Set THE COLLECTION von PAUL SIMON (Warner Bros., ebenfalls über .CD Special*, Köln). Neben einem 40minütigen Interview und dem nur für Japan freigegebenen Greatest Hits-Verschnitt .Born At The Righl Time“ bietet diese Box zusätzlich all jene GRACELAND-Aufnahmen aus der AFRICAN CONCERT-Laserdisc, bei denen ftiul Simon als Leodsänger in Erscheinung tritt — und zwar in ähnlicher Aufnahmequalilöt wie beim CONCERT IN THE PARK (zwar .nur* eine Doppel-LP von WEA, dafür aber ausgesprochen erschwinglich).

Alle Rhythm ’n‘ Blues-Aufnahmen, die Ray Charles in den Fünfziger Jahren für Atlantic einspielte, sind in der Dreier-Box THE BIRTH OF SOUL chronologisch zusammengestellt, nur leider nicht NoNoise-restauriert. Am historischen Rang der Songs ändert das freilich nicht dos Geringste.

An der künstlerischen Leistung von FATS DOMINO dagegen können sich die Geister durchaus scheiden. Trotzdem hat auch der korpulente Piano Man Rock-Geschichte geschrieben. Die aus seinen 260 Imperial-Aufnahmen für die Box THEY CALL ME THE FAT MAN (vier CDs von EMI) ausgewählten 100 Songs stellen eine eher großzügig bemessene Greatest Hits-Retrospektive dar, bei der immerhin 22 Tracks erstmals von den Original-Stereobändem überspielt wurden.

In seinen Columbia-Jahren (1969— 1981) nahm das Rockjazz-Geblöse CHI-CAGO offenbar nichts auf, was ins Archiv verbannt worden und nachträglicher Ausgrabung wert gewesen wäre. GROUP PORTRAIT (Legacy/Sony Music) ist denn auch nichts weiter als eine vier CDs umfassende Best Of-Kopplung — mit zum Teil bemerkenswerten Songs allerdings.

JUST FOR THE RE-CORD von BARBRA STttlSAND (Sony Music), ähnlich luxuriös aufgemocht wie die vor Jahresfrist erschienene Box von Frank Sinotra (THE CAPITOL YEARS), beglückt den Zuhörer bei über vier Stunden Spieldauer überwiegend mit erstmals veröffentlichtem Material.

Neben dem Set von GENE VINCENT hat EMI auch eine Box mit Werken von EDDIE COCHRAN veröffentlicht: der Erz-Rock ’n‘ Roller in persönlicher Bestform.

Von Sony Music angekündigt: ein Kompendium der CLASH mit dem vielversprechenden Titel ON BROADWAY.