Brad Mehldau – Places :: Indien-Jazz

Was hat der Sooting Star der Pianisten-Szene nicht schon alles an Meriten eingefahren: „Down-Beat“-Orden, Schallplatten-Preise, Grammy-Nominierungen. Und das ohne irgendwelche Allüren. Eher mit einem bisweilen unschuldig wirkendem Bekenntnis zur musikalischen Tradition, für das Brad Mehldau nur seinen Flügel und sporadisch seine langjährigen Sidemen Larry Grenadier und Jorge Rossy benötigt. Wie auf PLACES, einer kleinen Welttournee zu ausgesuchten Orten wie Amsterdam, Madrid, L.A. und nicht zuletzt Thomas Manns Zauberberg. Eine prominente Städtetour also, bei der Mehldau sich zu Assoziationen hat hinreißen lassen, die aber nur mit ganz viel Phantasie Fleisch bekommen. Von italienischer Melodienherrlichkeit oder iberischer Heißblütigkeit ist da kaum etwas zu spüren. Stattdessen ist es eher die gepflegte, selbstverliebte Oberflächlichkeit, mit der hier aus dem großen Jazz-Archiv die nötigen Duftnoten bemüht werden, um poetischen Chic zu zelebrieren. Vieles geht da bis an die Wurzeln der Melancholie eines Bill Evans zurück, ohne freilich dessen feine Farbenpalette nur annähernd zu erreichen. Hie und da taucht Thelonious Monk am Horizont auf, wobei Mehldau mit den rhythmischen Würzmischungen nicht viel anfangen kann.