Brad Mehldau Trio – Day Is Done

Irgendwann muß man den Absprung schaffen, um nicht den Rest seiner Karriere als ewiger Sideman abzusitzen. Das hat sich wohl Jorge Rossy gedacht, als er sich nach zehn Jahren aus dem Brad Mehldau verabschiedet hat, um Jeff Ballard von der Joshua Redman Band Platz am Schlagzeug zu machen. Und es war ein weiser Schritt von Rossy. Denn auch unter neuer Trio-Flagge funktioniert das System Mehldau so, wie man es auf den letzten Alben bewundern konnte. Brad Mehldaus Kombination aus romantischer Poesie und Jazz-Groove ist eine Allzweckwaffe geblieben, um selbst aus den bekanntesten Pop-Songs einen Standard zu kreieren. Und so stammen auf Day Is Done lediglich zwei Songs aus seiner eigenen Feder, ansonsten hat Brad Mehldau bei Radiohead, den Beatles, Paul Simon und Nick Drake zugegriffen. Bis auf die beiden Pilzkopf-Beiträge („Martha My Dear“, „She’s Leaving Home“) und den von Nat King Cole geweihten Tin-Pan-Alley-Klassiker „No Moon“ sind es genau die Kandidaten, die schon auf Mehldaus Alben Anything Goes und der Solokonzert-Aufnahme Live In Tokyo auftauchten. Doch an Brad Mehldaus markant-elegischem, federnden und treibenden Klavierspiel liegt es nicht, daß diesmal der Neubeleuchtung auf Dauer die Luft und der Esprit ausgehen. Zumal der Pianist mit Bassist Larry Grenadier und eben Jeff Ballard zwei absolute Top-Leute dabei hat, die sich im Herz-Rhythmus-Organismus ihres Chefs bestens orientieren. Brad Mehldau wird allmählich schlicht zum Wiederholungstäter, was seine Phantasien und Gedanken angeht. Einmal mehr läuft Radiohead („Knives Out“) auf einen cooles Jazz-Mantra hinaus und Nick Drake („Day Is Done“) auf einen verträumten Elegiker, dem hier eine Art Soft-Swing untergeschoben wird. Alles natürlich auf allerhöchst musikantischem Niveau. Aber gleichzeitig alles maßgeschneidert und kalkuliert.

www.bradmehldau.com