Brandord Marsalis – Renaissance

Branford goes classic? Die Renaissance war – burschikos gesagt – ein „Revival der Ideale des klassischen Altertums“. Vom Oldtime weit entfernt sind die Klassiker des Jazz-Saxophons, denen der zu Recht bejubelte Jungstor seine „Very Special Thanks“ zugedacht hat: Coltrane & Parker, Webster & Rollins sowie Wayne Shorter. Branford steigt ein mit Cole Porters „Just One Of Those Things“ in höllischem Double Time, aber ohne die auftrumpfende Attitüde seines trompetenden Bruders Wynton. Auf Drummer Tony Williams traf Branford schon in der „Round Midnight“-Band. Kenny Kirkland, zur Zeit wohl der meistbeschäftigste Jazz-Keyboarder, spielt mit ihm seit Stings „Blue Turtle“-Zeiten. Neu: Bob Hurst am Baß. Auf der stärkeren A-Seite geht’s weiter mit Balladen: „Lament“ im rauh-traurigen Tontall eines Ben Webster und „The Peacocks“ mit den Gästen Herbie Hancock und Buster Williams, Branford wechselt vom Tenor- zum Sopransox, versenkt sich in eine Zwiesprache mit dem Klavier, wie es sie so beredt nicht alle Tage zu hören gibt. Die Titel von Williams und Marsalis für die B-Seite beweisen, daß „solide“ nicht „bieder“ bedeuten muß – und „traditionsbewußt“ nicht „konservativ“. Als Zugabe ein eigenwilliges Saxsolo über „St. Thomas“ – live aufgenommen von Bruderherz Delf Marsalis (auch der Produzent Delfeayo gehört zum Familienclan) mit einem Cassettenrecorder! Insgesamt eine ganz und gar reife Leistung, mit der Branford & Co

Erinnerung rufen, daß die Koppelung großer Namen schon auch mal für Außergewöhnliches bürgen kann.