Brian Eno/David Byrne :: My Life In The Bush Of Ghosts
Ha! Ha! Letztes Jahr versicherte uns Brian Eno mit Nachdruck, daß er Afrika und die ethnische Musik entdeckt habe. Großer Gott im Himmel! 1956 drückten die Cadets ihre Liebe zum Busch aus, mit „Stranded In The Jungle“ (1974 von den New York Dolls wiederentdeckt). Funk Head David Byrne beschrieb 1979 sein Interesse an Musik-Anthropologie, an Rhythmus + Geist der Afrikaner im US-Magazin HIGH TIMES (die Zeitung fürs Übernatürliche, für Drogenkonsumenten). Also war/wie/wo Afrika? Der Busch?, Sometimes I wish I were black“, tönte Andy Shernoff 1975 mit den Dictators zu seinem Gang zur Busch-Prinzessin. Also los, young man! Geh nach Osten! Aber überschlage (von Amerika aus gesehen) Rumänien und lande in Afrika! Um-Uh-Um-Um-Uh-Um-Uh-Um-Uhh! Afro-America – the next big thing???
Dieses Album, benannt nach einem Buch des afrikanischen Schriftstellers Arnos Tutuola, wirkt wie ein Entwurf zu REMAIN IN LIGHT, der letzten Talking Heads LP. Aufgenommen an der Westküste und in New York. Eno + Byrne versammelten einen Stamm von Drummern/Bassisten/Percussionisten (darunter Prairie Prince und Mingo Lewis von den Tubes, Tim Wright von den Ur-Pere-Ubu, David van Tieghem von Love Of Life Orchestra), ließen diese eine vom Afrikanischen her beeinflußte Rhythmuslandschaft erzeugen, legten selbst ihre Instrumente dazu (elektronische Melodie-Linien; Funk-Riffs; schneidende Gitarren; alle möglichen Objekte, mit denen man Geräusche machen kann, darunter auch ein Autoauspufftopf) und montierten/synchronisierten die zehn Rhythmus-Tracks zu gefundenen Stimmen aus Radio-Shows/Schallplatten. Das Studio wird eingesetzt als Transmuter, nicht als Transmitter. Diese Stimmen-/Gesangsfragmente haben meistens religiöse Hintergedanken; ethnischer Singsang/ Radioevangelisten mit leidenschaftlich klingenden Stimmen/Stimmen aus Ägypten, dem Libanon, Algerien. „Mea Culpa“ z.B. verwendet die Stimme eines Politikers, der sich in einer New Yorker „Phone-In“-Radio-Show für sein Benehmen einem Jungen gegenüber entschuldigt; immer wieder werden die Fetzen „he made a mistake“in die rasselende Percussion eingesprengt. Eno hat uns diese Sound-Montage-Technik schon 1977 mit der Single „RAF.“ demonstriert (zusammen mit der Gruppe Snatch): Quelle war die Telefonfahndung nach der Schleyer-Entführung. MY LIFE…hängt zwischen Funk/Etnographie/Psychedelic/Mytik. Soll, nach Eno, die Einheit Körper-Geist wieder herstellen. Mein Eindruck: mein Körper wird nicht mehr durch mein Hirn gelenkt! Was stört, bei dieser Platte, ist der drückende Ernst, mit der sie Eno + Byrne präsentieren; und das fehlende Einfühlungsvermögen in das verwendete Quellenmaterial: also die fühlende Verbindung zum selbstproduzierten Musik-Teil.
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