Brian Wilson – Imagination

Sein „Endless Summer liegt schon etwas länger zurück, danach drehte sich das Leben des Brian wohl vornehmlich um so unschöne Dinge wie Freßsucht und sonderbare Psychiater. Die Zusammenarbeit des Ober-Beach-Boys mit seinem ehemaligen Partner Van Dyke Parks schien 1995 Besserung anzudeuten, und nun kommt der Verkünder des „California über alles“tatsächlich mit einem Solowerk. Und das klingt mit seinen opulenten Arrangements und den oktavenüberspannenden Harmoniegesängen genau so, wie man es erwartet hat: süßlich, melodieverliebt und mit bisweilen melancholischen Untertönen. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein, wenn Brian Wilson zuckrigen Teen-Trash wie „Keep An Eye On The Summer“ croont – es riecht nach Popcorn, Sonnenöl und Salzwasser. Der Titelsong hingegen beginnt wie ein Weihnachtslied, oder zumindest derartig freundlich und idyllisch, daß nur noch eine amerikanische Mami fehlt, die über der geblümten Schürze gütig lächelnd noch dampfenden Apfelkuchen kredenzt. In seiner konsequenten Gestrigkeit wirkt IMAGINATION schon wieder originell, woran auch der Prinzenmäßige Backgroundgesang von „South American“ wenig ändern kann. Keine Frage, Brian Wilsons Kitsch-Comeback ist ein kleines Meisterwerk geworden vorausgesetzt, man mag lecker Apfelkuchen.