Bridge And Tunnel – The Great Outdoors
Elegische Songs zu schaffen, die weder langweilen noch den Weltschmerz allzu prätentiös in Szene setzen, ist eine sehr seltene Kunst. Das Londoner Quartett Bridge And Tunnel, angeführt vom New Yorker Nathan Bennet und dem gebürtigen Bayern Mark Bihler, beherrscht diese Kunst allerdings in Vollendung: The Great Outdoors ist in seiner eleganten Tristesse erfreulich unaufdringlich, eher abwartend, lauernd – mit zehn zum Teil instrumentalen Songs, so düster und reinigend wie ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik. Der Gefahr, in öde Klangmalerei zu verfallen, entgehen Bridge And Tunnel durch wunderbare Spannungsbögen, das Album lebt nicht zuletzt von wohlplatzierten Gegensätzen: minimalistisch dräuende Cello-Klänge, schwelgerische Mellotron-Akkorde, unterkühlte Synthesizersounds und eine schwer zu durchbrechende Gitarrenwand, dazu Beats aus dem Computer und vom Schlagzeug. Auch schön, dass die mitunter herben Soundscapes mit bisweilen nahezu einschmeichelnden Melodien kontrastieren, Nathan Bennet kann wie der melancholische Folksänger aus einer fernen Galaxie klingen. Auch wenn dieser Vergleich reichlich oft bemüht wird, sobald dicke Keyboardflächen auf spröden Gesang, akustische Gitarren und allerlei eigenartige Hintergrundgeräusche treffen: Die Ähnlichkeiten zum hymnisch-psychedelischen Frühwerk Pink Floyds sind auf The Great Outdoors unüberhörbar. Allerdings nur im besten Sinne, denn mit Roger Waters‘ partiell verkopfter Kunstbeflissenheit, die Pink Floyd einst zu den Lieblingen des gymnasialen Musiklehrkörpers erhob, haben Bridge And Tunnel nichts zu tun, dazu klingt The Great Outdoors schlicht zu unheilsschwanger. Andererseits: Musiklehrer sind ja heutzutage auch nicht mehr das, was sie früher einmal waren.
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