Brockdorff Klang Labor – Mädchenmusik

Zwei Tour-de-Force-Medleys haben sich auf dieser Platte, na ja, versteckt: Nach dem zweiten und zehnten Track rumpelt die Speerspitze der selbst proklamierten „Neuen Leipziger Schule“ wie vom wilden Affen gebissen durch Pierre Henry, David Bowie, The Trashmen, Pulp etc. etc. und The Smiths. Der 8oer-Jahre-Quintessenz zollen BKL(wie wir cool people sagen -na, mit welcher Anspielung haben wir’s hier zu tun?) sogar mit einer Elektropop-Version von „Some Girls Are Bigger Than Others“ auf Songlänge Tribut. Und Hommage-Häuptling Knarf Rellöm mischt auch noch mit auf diesem von Tobias Levin (aha!) produzierten Werk. Heiteres Titelraten also. So beeumelnd dies unbestritten sein mag, so ist doch zu bedauern, dass Nadja von Brockdorff, Sergej Klang und Ekki Labor mit diesen Gimmicks und laufenden Anspielungen (auch auf den Gott sei Dank unverwüstlichen Schlager „You Spin Me Round“ wird hingewiesen) von ihrem eigentlichen Songwriting-Talent ablenken. Und das sei ihnen uneingeschränkt bescheinigt: „Grenzenlos war“ (stehende Ovationen fürdie Zeile „Wir lieben den Vierviertelakt. denn er lässt uns niemals im Stich“) oder das mit Jens Friebe aufgebretzelte Titelstück sind hervorragend genuine Popsongs. Das Stilmittel der Turboreferenzierung ist zwar integraler Bestandteil des Konzepts dieser Band und kann daher auch nicht angezweifelt werden. Das mindert jedoch nicht die Vorfreude auf ein hoffentlich passierendes Brockdorff-Klang-Labor-Album voll kunterbunter Eigenkreationen.

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