Bruce Cockburn – Stealing Fire

Leider zählt der 39jähnge Kanadier nach wie vor zu den notorischen Insidertips; „Kanadas bestgehütetes Geheimnis“, wie ein Kollege treffend formulierte. Dabei ist STEALING FIRE bereits Cockburns 14. (!) LP. Nun gut, es ist (noch) nicht zu spät, den – wie sagt man so schön – sensiblen Rockpoeten zu entdecken.

Gerade anno ’84 zeigt er sich auch von seiner stärksten Seite. Seine hinlänglich bekannte romantische Ader ist drastisch einem erwachsenen, kritischen Zeit-Geist gewichen. Die Texte beweisen heute mehr Tiefgang, mehr realistische und politische Perspektiven. Cockburn, ein vom Talent geküßter Musiker, läuft heute offenen Auges durch seine Umwelt. Und sammelt Eindrücke und Erlebnisse, um von Unrecht und menschlicher Not zu singen. Nicht nur, aber vornehmlich.

So hat ihn im vergangenen Jahr eine Reise nach Mittelamerika in unmittelbare Betroffenheit gerissen. BC erzählt von seinen Erfahrungen, beschreibt Ängste, die er in einem mexikanischen Flüchtlingslager sammelte, als guatemaltekische Hubschrauber die Grenze illegal überflogen, um nach Beute Ausschau zu halten.

Da wird seine Zunge scharf, seine Wut unbändig, wenn er in dem zentralen Song dieser Platte, “ If I Had A Rocket Launcher“, schmettert: „Ich halte nichts von Generalen oder ihren stinkenden Folterstaaten. .. wenn ich einen Raketenwerfer hätte… einige Schweinehunde würden sterben. „

Oder er singt zu lateinamerikanischen Rhythmen von „Nicaragua“, das sehr an Warren Zevons „Carmelita“ und „Veracruz“ und Garland Jeffreys „Spanish Town“ erinnert:

….. der Junge, der Fonsecas Grab bewacht… fünfzehn Jahre alt, ist er bereits ein Veteran von vier Kriegsjahren/stolz, seinen Beitrag zu leisten/er weiß, wer wem Gewalt antut/ dies Kindergesicht mit den Augen eines alten Mannes.“ (Natürlich singt Cockburn in englischer Sprache.) Unter den Singer/Songwritern ist Cockburn heute wohl der Mann mit der spitzesten Zunge. Ihm zuzuhören ist fast schon eine (Eure) Pflicht.