Bruce Springsteen :: The Rising

Rock: In alter Frische: Der Boss und seine E Street Band mit dem ersten Studioalbum seit 1984.

Schon der Opener „Lonesome Day“ kracht aus den Boxen, dass auch der Letzte kapiert, welche Band da am Drücker ist: the famous E Street Band – endlich wieder. Mächtiger Groove, süffige Keyboards, deftige Gitarren und das unverkennbare Organ des Mannes aus Freehold, New Jersey. Nichts Neues also? Doch, jede Menge. Springsteen war nie nur die Rock’n’Roll-Maschine mit Hitgarantie, auf die ihn die „Born In The USA“-Generation immer wieder gerne reduziert. Zuerst war Springsteen immer Songwriter, näher an Dylan als an Elvis, einer, der ganze Alben um Themen herum konzipiert. So auch THE RISING, Springsteens ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem 11. September, den er, wie alle anderen, zuhause vor dem Fernseher erlebte. Die Songs erzählen von einfachen Menschen und deren Ängsten, Wünschen, Träumen. Plakative Gefühlsduselei schenkt er sich, „die Ereignisse“ selbst tauchen kaum konkret auf, hängen eher wie ein dunkler Schatten über der Platte. Neben patentiertem E Street-Rock (das furiose „Mary’s Place“) und Balladen mit „Philadephia“-Touch (der bedrückende „Nothing Man“) beackert die alte Bruderschaft gelegentlich auch Neuland, etwa bei „Worlds Apart“ mit ausgiebigen Ethno-Elementen. Vieles auf THE RISING bleibt verhalten, verzichtet auf die ganz große Geste. Nicht so das Finale: „My City Of Ruins“ gospelt mit fast mythischer Kraft – „pray for the lost and lonely, Lord.“ Ein spirituelles Album, manchmal spröde, stellenweise sperrig, verstörend, fröhlich und traurig. Und vor allem-, voller Menschlichkeit.