Brute – Cobalt

Nein, der Hype um seine Person dürfte Vic Chesnutt ebenso wenig bekommen sein wie die mitleidenden Hinweise auf seine Querschnittlähmung. Schneid und Integrität aber hat er sich nicht abkaufen lassen, auch wenn sein unbedingt genialisches Songwriting (zuletzt: MERRIMENT] auf kruden Minilabels erscheint und hierzulande oft nur als Import erhältlich ist. Nun alliiert er sich schon zum zweiten Mal mit den Americana-Rockern von Widespread Panic, um unter dem Namen Brüte ein Album einzuspielen. Erfrischend tight klingt COBALT, das Korsett der Routine und Konventionalität steht den gerne ausufernden Song-Entwürfen Vic Chesnutts überraschend gut. Hooklines, die wirklich hängen bleiben, ironische Humtata-Einlagen, elegant gleitende, gemächlich schunkelnde Folkssongs, die Kunst der sukzessiven Steigerung und der Mut zur dramatischen Ballade – hier ist plötzlich alles wieder zu hören, was bei Vic Chesnutts jüngsten Solowerken bisweilen hinter allzu quengeligem Geklampfe verschwunden sein mag. Große Melodien, clever aufgeladen mit eindeutigen Reminiszenzen – so etwa in dem Stück „Puppy Sleeps“, das mit einigem Witz ausnahmsweise mal auf angenehme Weise an Led Zeppelin erinnert. Die Kollaboration mit den eher durchschnittlichen Widespread Panic jedenfalls scheint Vic Chesnutt eine weit bessere Buhne zu bieten als die Zusammenarbeit mit den selbst schon genialen Lambchop. Chesnutt ist wieder, was er anfangs einmal war. Ein Geheimtipp nämlich.

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