Bryan Ferry – Neun Re-Releases
Bryan Ferrys dominante Rolle als Bandleader, Sänger, Komponist und Aushängeschild von Roxy Music beschleunigte den Prozess seiner Solokarriere.Schon kurz nach Erscheinen des zweiten Roxy-Albums sorgten Ferrys vielfältigen Solo-Ambitionen für erste Trennungsgerüchte. Sein geschmackvolles Debüt THESE FOOLISH THINGS 5 , eine Kollektion von Rock- und Soul-Standards („Sympathy For The Devil“, „The Tracks Of My Tears“, „Baby I Don’t Care“), wurde Ende 1973 zum Prototyp einer ganzen Reihe ähnlicher Nostalgie-Projekte von u.a. David Bowie und John Lennon. Mit dem Nachfolger ANOTHER TIME, ANOTHER PLACE 5 mutierte der Style besessene Künstler 1974 vom glamourösen Rock ’n’Roller zum konservativen Entertainer im weißen Dinner-Jackett. Eine Entwicklung, die sich auch musikalisch widerspiegelt: Ferry wühlte überwiegend im Fundus von Songklassikern der 30er bis 60er Jahre („Smoke Gets In Your Eyes“,“Walk A Mile In MyShoes“,“Funny How Time Slips Away“). Die Presse bezeichnete den „Unnahbaren mit dem Schickeria-Appeal“ mittlerweile als „Byron Ferrari“. Als ein besserer Sampler entpuppte sich zwei Jahre später LET’S STICKTOGETHER 5: Darauf wurden vierTracks einer damals aktuellen Hardcover-EP (der Titelsong,“The PriceOf Love“,“Shame, Shame, Shame“,“lt’s Only Love“) mit zwei Neuaufnahmen sowie einer Auswahl alternativer Versionen aus den ersten fünf Roxy-Alben kompiliert. 1977 kam dann der erste Longplayer mit ausschließlich eigenem Material: IN YOUR MIND 5 verlässtden künstlichen Designer-Orbit zu Gunsten einer vitalen, spannenden und explosiven Rock ’n‘ Soul-Mixtur („This Is Tomorrow“,“Tokyo Joe“) mit einem ungewöhnlich seelenvoll und warm tönenden Interpreten. Unentschieden zwischen sechs Eigenkompositionen und Songadaptionen schwankend, geriet THE BRIDE STRIPPED BARE 4 1978 zum – wenn auch positiv zu bewertenden – stilistischen Flickwerk. Songs von Velvet Underground, JJ. Cale, AI Green sowie ein irischesTraditional standen im Mittelpunkt einer sonderbaren Sammlung. Aufgrund der reaktivierten Roxy Music richtete Ferry erst wieder 1985 sein Augenmerk auf Soloaktivitäten. Mit einer eindrucksvollen Studiomannschaft (u.a. David Gilmour, Mark Knopfler, Saxophonist David Sanborn, Chic-Mastermind Nile Rodgers) entstand BOYS AND GIRLS 2 -ein laut Ferry „schönes und attraktives Stück Musik“, das jedoch hart am Rande des Kitsches angesiedelt war. BETE NOIRE 2 wartete mit ähnlich substanzlosen Kompositionen im Bombastsound aufgepflegte Langeweile pur. Danach zog es Bryan Ferry erst wieder 1993 in ein Aufnahmestudio. Auf TAXI 3 präsentierte der Pop-Dandy abermals Coverversionen. Sparsam produziert ertönen Standards von Velvet Underground („AIITomorrows Parties“) und Screamin’Jay Hawkins („I Put A Spell On You“) – fast wie in den experimentierfreudigen Anfangstagen. Zur Abwechslung folgte ein Jahr später mit dem Moll getönten MAMOUNIA 3 ein wieder durchweg selbst verfasstes Werk. Zu früheren Kreativhochs konnte sich der Charmeur indes nicht mehr aufraffen.
Mehr News und Stories