Camille – Le Fil
Dieses Album hängt an einem seidenen Stimmfaden. Es beginnt mit einem Baßton, der die ganze Zeit durchläuft. Die Tracks hängen an ihm wie Wäsche auf der Leine. Auch sonst macht Camille Dalmais viel von ihrer Stimme Gebrauch. Sie empfindet die Human-Beatbox-Technik des HipHop nach und singt ihre eigenen Backings in A-cappella-Manier. Eine Baßlinie und etwas Perkussion reichen oft aus, dazu gesellen sich Gitarren und Bläser- fini. Ihre Vorliebe für spartanische Arrangements hat sie von Nouvelle Vague übernommen, die Musik ist trotzdem komplett anders. Bei den Stücken auf Le Fil (der Faden) handelt es sich ausschließlich um Eigenkompositionen. Konkreten Zielvorstellungen folgt Camille nicht. Es ziehe sie einfach dorthin, von wo der Wind weht, singt sie in „La Jeune Fille Aux Cheveux Blancs“. Auf ihrer Reise macht sie Zwischenhalt bei experimentellem Pop, Jazzgesang, Souleinflüssen und afrikanisch angehauchten Harmonien. Man hat sich die weniger zugänglichen Momente von Kate Bush, die Klangethnologie von Peter Gabriel und Laurie Andersons Minimalismus als Haltepunkte vorzustellen. Am künstlerischen Wert der Produktion gibt es nichts zu deuten. Nur eines stört: daß der verflixte Baflton am Ende 35 Minuten ohne Zusätze andauert und so eine Spieldauer von über 70 Minuten vorgaukelt. Dafür gibt es Punktabzug. VÖ: 29.8.
www.camille-lefil.com
Mehr News und Stories