Can – Future Days / Soon Over Babaluma / Unlimited Edition / Landed
„Naiv kannst du nur einmal sein .hateiner aus dem Can-Kollektiv seinerzeit klargestellt. Und so war im Jahr 1973 von der Bilderstürmerei, dem Pioniergeist, dem Wahnwitz, der mitreißenden Unmittelbarkeit, die Monster Movie und Tago Mago geprägt hatten, nur noch wenig zu spüren. Angesagt war stattdessen Konsolidierung auf hohem Niveau, allemal aber noch unkonventionell genug, um unbedarfte Hörer ihren Ohren nicht trauen zu lassen. Diese Entwicklung läßt sich auf Teil zwei der Can-Rerelease-Serie nachvollziehen. Nicht nur das Meisterwerk Future Days (5,5) offenbart dabei in seinem neuen, strahlenden Klanggewand bisher ungeahnte Facetten. Eine sinfonische Sommerplatte hatten Irmin Schmidt, Michael Karoli, Jaki Liebezeit, Holger Czukay und Sänger Damo Suzuki geschaffen, hypnotisch und leichtfüßig, mit geschmeidigen Grooves und sirrenden Sounds. Highlights: das Titelstück sowie das knapp 20minutige „Bei Air“, das scheinbar direkt aus dem Paradies herüberwehte. Sehrviel schwermütiger und schwerblütiger fiel im Jahr darauf der Nachfolger Soon Over Babaluma (4,5) aus. Suzuki hatte die Band verlassen, Karoli spielte beinahe mehr Lead-Violine als -Gitarre, die Musik oszillierte zwischen Rock, Reggae und seltsamen Geräuschen, schien bisweilen aus dem Dschungel, dann wieder von einem fernen Planeten zu uns zu dringen. Uulimited Edition (4) bietet eine Sammlung unveröffentlichter Stücke, das kürzeste 1:18 Minuten kurz, das längste, das Vexierspiel „Cutaway“, 17:11 Minuten lang, das älteste im November 1968, das jüngste im September 1974 aufgenommen. Homogenität? Pah. Eher mutet es an, als taste man sich bei flakkerndem Stroboskop-Licht durch ein Spiegellabyrinth – aufregend, beizeiten auch enervierend, Landed (3,5) klingt dagegen viel – ähem – erdiger: „Full Moon On The Highway“ ist Chuck Berry im Opel Kapitän, der Rest tönt ähnlich klar strukturiert. Ausnahme: das 13minütige, aus endlosen Sessions zusammengeschnittene, fast unbemerkt jenseits des Nirgendwo verhallende „Unfinished“. VÖ:8.8.
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