Can – Monster Movie Soundtracks Tago Mago Ege Bamyasi

Welch eine Nachricht: Die bahnbrechenden Alben der deutschen Rock(?)-Pioniere von Can werden sukzessive in Vierer-Tranchen als Hybrid-CD (mit Superaudio-CD und normaler, soundtechnisch verbesserter CD-Schicht) wiederveröffentlicht, ohne Bonustrack-Blendwerk, dafür mit hübschen Booklets und neuen Linernotes. MONSTER movie 1969 erschienen, ist neben AUTO-BAHN von Kraftwerk die wichtigste und einflussreichste Platte, die je eine deutsche Band aufgenommen hat. Auf Schloss Nörvenich bei Köln spielten die Stockhausen Schüler Irmin Schmidt (keyb) und Holger Czukay (bg), der vom Freejazz kommende Drummer Jaki Liebezeit und der Rockgitarrist Michael Karoli wie im Rausch und doch allzeit kontrolliert ihre Musik, deren komplexe Struktur an Zappa, The Velvet Underground, moderne Klassik und archaische Voodoo-Rituale erinnert. Und Malcolm Mooney singt wie vom Leibhaftigen besessen. Höhepunkt: der 20-minütige Trip „YooDooRight“. Auf SOUNDTRACKS , das im Jahr darauf herauskam, finden sich sieben Songs aus diversen Kino- und TV-Filmen. Insgesamt klingt das Album darum auch heterogener als das Debüt, erreicht dessen Magie selten: einmal im swingenden „She BringsThe Rain“ mit Malcolm Mooney und dann im psychedelischen Hexenunz „Mother Sky“, bei dem der neue Frontmann Damo Suzuki zu hören ist. TAGO MAGO von 1971 geriet zu einem Wechselbad aus klar strukturierten Songs und einem Pandämonium aus Klang, vulgo: Lärm. Beides, Songs wie Collagen, war das Ergebnis stundenlanger kollektiver Jams, die am Schneidetisch in Form gebracht wurden. Wer Stücke wie „Halleluwah“ oder “ Aumgn“ hört, kommt sich heute noch vor wie einer, der seinen Fuß auf einen fremden, furchterregenden, faszinierenden Planeten setzt. Kein Wunder, dass die halbe britische Musikszene der Postpunk-Ara und Nineties-Heroen wie Primal Scream sich von monster movie und TAGO MAGO beeinflusst fühlten. 1972 erschien das bis dato zugänglichste Can-Werk. EGE bamyasi sprach dank der aus dem FTancis-Durbridge-Dreiteiler „Das Messer“ bekannten Hitsingle „Spoon“ zum ersten Mal ein Mainstream-Publikum an, enthielt einige weitere Ohrwürmer („Vitamin C“), ohne deshalb auf verstörende Experimente („Soup“) zu verzichten – im Zweifel das Album, mit dem sich Novizen dem Can-Kosmos nähern sollten. Fortsetzung folgt.