Can – Sacrilege
Nein, ein „Sakrileg“ ist es ganz sicher nicht, was die derzeitige Creme der Dance- und sonstigen Avantgarde-Szene den Songs der Prototypen echter Avantgarde – Can angetan haben. Vielmehr findet sich auf dieser Doppel-CD die konsequente musikalische Fortführung dessen, was Can seit ihrer Gründung vor knapp 30 Jahren stets propagiert haben und was Can-Mastermind Holger Czukay jüngst in einem Interview bekräftigt hat: „Musik“, behauptete er, „muß immer Underground sein, wenn sie innovativ sein und auf die Zeitumstände reagieren will.“ Unter dem Aspekt hat Czukay garantiert kein Problem mit SACRILEGE, der hoch-offiziellen Veneigung junger musikalischer Innovatoren vor Can, den Großmeistern der Innovation. Die sind sie nach wie vor, obwohl die Band seit 1989 keine neue Platte mehr eingespielt hat und ihre Hoch-Zeit bereits in den späten 60er bis Mitte der 70er Jahre hatte. „Doch Can“, hat Czukay stets zurecht festgestellt, „waren ihrer Zeit eh weit voraus, von Anfang an. Ich bin mir nicht sicher, ob die Zeit uns inzwischen eingeholt hat…“ So hat das Kölner Quintett Trends wie New Wave, Electro-Pop, Techno und etliche weitere vorweggenommen. Und weil das so ist, haben sich Dancefloor- (und andere) Helden wie Brian Eno, Carl Craig, The Orb, A Guy Called Gerald, Sonic Youth und eine Menge mehr zusammengefunden, um Can-Klassikern wie „Spoon“, „Vitamin C, „Future Days“ oder „Father Cannot Yell“ ihren ganz eigenen, modernen Schmelz zu verleihen. „Nein“, sagt West Barn, der auch mit an Bord ist, „das sind keine Remix- oder Cover-Versionen im üblichen Sinn, sondern alle Beteiligten haben sich der Essenz der Can-Songs angenommen und diese auf ur-eigene Art bearbeitet.“ Vor allem das Schwebende, Atmosphärische, Treibende, wofür Can-Tracks in erster Linie stehen, wurde perfekt von den Epigonen eingefangen, um mal in einem aufgeregten House-, mal in einem schläfrigen Ambient-, mal in einem wüsten Hardcore-Rahmen präsentiert zu werden. The Orb-Mastermind Alex Paterson, ebenfalls ein Can-Freak seit Urzeiten, bringt den Enthusiasmus über die Ausnahme-Band auf den Nenner: „We came, we saw, we CAN…“ Dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen.
Mehr News und Stories