Cappuccino – Nur die Besten überleben
Rein optisch hat er das gewisse Garnichts: Ein gelecktes Bürschchen im modischen Zweireiher, das auch als Banker durchgehen könnte. Unvorstellbar, daß dieser Knabe ein versierter Rapper sein soll. Doch als ehemaliger Verbaljongleur der Jazzkantine steht Cappuccino nicht nur für eine geschickte Selbstvermarktung (er komponierte die Musik zum neuen Til Schweiger-Film „Der Eisbär“), sondern auch für ein hohes Maß an Qualität. Wie auf seinem ’97er Solo-Debüt LAUTSPRECHER beweist er auch diesmal Gespür für satte Beats und verspielte Lyrics, die mitunter ziemlich rabiat ausfallen. Denn großkotzigen Kollegen und Neidern droht der wortgewaltige Braunschweiger vor allem eines an: handfeste Prügel. Er, der sich als musizierender Jungunternehmer sieht, sitzt indessen ganz oben aufm Eisberg, disst alles und jeden oder pfeift schönen Frauen hinterher. Trotzdem ist Cappuccino kein Supermann nach amerikanischem HipHop-Vorbild (tough, reich und sexy). Nein, in schwachen Momenten gibt er sich sogar richtig sympathisch. Zum Beispiel wenn er in „Dir Mama“ ganz unverhohlen seiner Mutter huldigt. Überhaupt ist Cappuccino ein Experte für gefühlvolle, soulige Raps, die sich um harte Jugendjahre, Armut und Haß drehen. Dabei ist er weder verbittert noch zynisch, sondern einfach nur keß. Eine Masche, die aufgeht. Schließlich zählt der Lebenskunstler zu den angesagtesten Rappern Deutschlands. Ein Armutszeugnis für die hiesige Szene oder der Beweis, daß Äußerlichkeiten gar nichts über die Talente eines Menschen besagen?
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