Cary Hudson – The Phoenix
Blue Mountain ist tot, es lebe Cary Hudson! Schon die letztjährige Deutschland-Tour war zwar noch unter dem Bandnamen gebucht, stellte aber in Wahrheit bereits das gleichwertige Soloprojekt des Leadsängers und Gitarristen mit den neuen Mitstreitern Ted Gainey am Schlagzeug und Justin Showah am Bass vor. Ohne Substanzverlust knüpft THE PHOENIX an Blue Mountain-Klassiker wie das grandiose Abschiedswerk ROOTS an und unterstreicht die Ausnahmestellung Hudsons in der Americana-Fraktion. Der Mann aus Mississippi, ein profunder Sachwalter der Blues-, Folk-, Country- und Rock-Tradition der Südstaaten, brilliert sowohl als Sänger wie als Gitarrist mit virtuosen Nuancierungen zwischen hemdsärmeliger Robustheit und filigraner Feinarbeit. So dürfte das von rustikalen Slidegitarren dominierte Southern-Rock-Monument „High Heel Sneakers“ Fans von Lynyrd Skynyrd oder den Allman Brothers Tränen der Freude in die Augen treiben. In intimen Country-Folk-Balladen wie dem Titelstück entpuppt sich Meister Hudson mit leicht nasalem, zerbrechlichen Timbre hingegen als ebenbürtiger Kontrahent zu gehypteren Kollegen wie Ryan Adams oder Wilco-Boss Jeff Tweedy. Eine Klasse für sich ist auch die ekstatische Neuinterpretation von Blind Willie Johnsons Blues-Gospel-Standard „God Don’t Never Change“.Bodenständige Kost mit bewährten Zutaten muss eben nicht bieder schmecken, wenn sie mit so viel Herz, Witz, Sachverstand und Gefühl aufgekocht wird wie von Cary Hudson.
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