Cat’s Eyes

Treasure House

RAF/Rough Trade

Die Schöne und der Horrors-Sänger: Wunderbarer Girl-Boy-Pop zwischen Kammermusik und Küchendrama.

Die Hölle des Alltags, das Wunderland des Pop: Beides steht bei Cat’s Eyes eng zusammen. Der Sänger der Horrors, Fa­ris Badwan, und Rachel Zeffira nahmen 2011 ein erstes Album auf, 2014 komponierten die beiden den märchenhaften Soundtrack zum britischen Intellektuellen­drama „The Duke Of Burgundy“. Hin und wieder besteht die Gefahr, dass die Musik von Cat’s Eyes überzuckert klingt. Auf TREASURE HOUSE jedoch arbeitet das Duo erstaunliche Ambivalenzen heraus.

„Drag“ ist meisterhafter Girl-Boy-Pop. Die musikalischen Referenzen sind offensichtlich: Sonny & Cher, Carpenters, Phil Spector und seine Girlgroups, und wer die Biografien dieser Damen und Herren kennt, weiß um die Gewalt und das Elend hinter ihren Pop-Wunderwerken. Das Video zu „Drag“ bietet die Bilder zum Drama, zu sehen ist erschreckend direkte häusliche Gewalt – das Auge zuckt, das Ohr lässt sich berauschen.

„Chameleon Queen“ orientiert sich am Zuckerwattepop von Mercury Rev; Zeffira, Sängerin mit Opernerfahrung, gibt mit ihrem Sopran die Eiskönigin, Badwans trübe Stimme lässt sich von Bläsern bezirzen – heraus kommt exzellenter Barock- und Chamberpop. Zieht das Duo das Tempo an, kommen Erinnerungen an She & Him und The Pipettes auf. „Everything Moves Torwards The Sun“ ist ein Tipp für Leute, die Lana Del Rey noch mehr mögen würden, wenn nicht jede Geste wirkte wie für einen (noch) fiktiven Hollywoodfilm gestellt. „Names On The Mountains“ bringt noch Stereolab in den Assoziationsmix ein. Die sinnlichste Popplatte der Saison!