CD-Platten

Um gleich vorweg eine „Unterlassungssünde“ zu beichten: Paul Bradvs BACK TO THE CENTRE, eine der besten Neuheiten der letzten Monate, ist mittlerweile auch auf CD erhältlich (Mercury 826 809-2) und schon mal insofern nachdrücklich zu empfehlen, als der LP-Umschnitt technisch teilweise mißglückte. Mehrere Titel, ausgerechnet noch die abschließenden zwei Folk-Nummern der B-Seite, wurden beim Lackfolien-Transfer verklirrt überspielt. Die Verzerrungen sind aber nicht dem Band anzulasten, das ist — wie auf Digitalplatte zu hören — einwandfrei. Wer Bradys jüngstes Meisterstückchen — das Comeback auf dem PolyGram-Label dürfte Dire Straits-Chef Knopfler nachhaltig gefördert haben! — also in Originalqualität hören will, muß zum Silberdiskus greifen.

Der Regelfall sieht zumindest hei Produktionen jüngsten Datums erfreulicherweise anders aus: Was auf Stereo-Mutterband abgemischt wurde, kann fast immer in 1:1-Qualität auf Analogscheibe umgeschnitten werden.

Bis auf gewisse Pegel-Differenzen unterscheiden sich da LP- und CD-Version kaum, egal ob es sich um neue Produktionen von Van Morrison oder Sting, Eurithmics oder Smiths handelt. Was das RACHE-Album von Lennox, Stewart & Co. angeht, so konnte man das schon Wochen vor Erscheinen der deutschen Analog-Langrille als Japan-CD kaufen. Ob das allerdings den dreifachen LP-Preis lohnte, ist zweifelhaft. Die Importeure greifen ob des Hit-Potentials natürlich trotzdem zu, denn es scheint ähnlich wie vorher bei den schwarzen Scheiben eine wachsende Gemeinde von Sammlern zu geben, die bereit sind, für Japan-CDs den doppelten Preis zu zahlen, auch wenn dieselbe Aufnahme auf einer CD aus europäischer Fertigung vorliegt. So macht offenbar die japanische EMI Toshiba mit den Pink Floyd-Dauersellern ein blendendes Geschäft.

Xur als Japan-CDs erhältlich sind beispielsweise der Allman Brothers Band-Millionenseller BROTHERS AND SISTERS (Polydor P33P25O12) und Eric Claptons ANOTHER TIK-KET (RSO P33W25OO7) oder auch die letzten Robert Palmer-Platten PRIDE (Island P35D-21HI11) und RIP-TIDE (Island P35D2OO1O), und das nicht gerade zu Discount-Preisen. Zumindest BROTHERS AND SISTERS und die technisch exzellente Palmer-Produktion von 19S3 empfehlen sich mit erheblich besserer Klangtechnik als die seinerzeit veröffentlichten schwarzen Scheiben.

Notorische Studio-Tüftler wie der schöne Mr. Palmer profitieren davon, daß ihre mit sämtlichen Tricks und Effekt-Apparaturen des Gewerbes aufwartenden Produktionen auf CD absolut verlustfrei transferiert werden können. Da muß halt auf maximale Tonabnehmer-Abtastfähigkeit keine Rücksicht mehr genommen werden. Gleiches gilt für das letzte nochmals ausnehmend gelungene Werk der Sound-Bastler von lOcc, die 1978 etliche ihrer besten Pop n‘ Reggae ’n‘ Roll-Satiren unter dem Titel BLOODY TOURISTS herausgebracht hatten. Auf Silberscheibe wiederveröffentlicht, klingen die so frisch und technisch hervorragend, daß sich die damals bei Philips gepreßte Platte dagegen wie eine lausige Cassetten-Kopie ausnimmt.

Entscheidend ist da immer die Qualität des vorliegenden Bandes. Wenn die mehr rauschend als berauschend ist. läßt sich oft auch mit 33kanahgem Proti-Equalizer kaum bessere Klangtechnik realisieren. Das Resultat kann bedingt besser ausfallen wie etwa bei dem 1971 aufgenommenen Memphis-Soul-Klassiker LET’S STAY TOGETHER von Aal Green (Hi Records CD 405/Teldec Import Service). Was der Soul-Crooner mit dem betörenden Sexappeal dem Mikrofon anvertraute, klingt nach dem „Digital Remastering“ nochmals einiges überzeugender.

Nachgerade als kleines Wunderwerk entpuppt sich auf Digitalplatte die Dion & The Belmonts-Anthologie DION HITS (Ace CDCH 176 Teldec Import Service), die nicht nur Oldies-Freaks entzücken dürfte. Die kleine britische Plattenfirma besitzt offensichtlich einen auf Qualität versessenen Producer und Toningenieur, der die Originalbänder aufspürte — und die erwiesen sich als schlicht phänomenal, nämlich als technisch perfekteres Ping-Pong-Stereo als die frühen Beatles-Aufnahmen bis ca. 1965! Überwiegend auf 2-, 3und 4-Spur-Maschinen aufgenommen, halten diese Bänder jeden Vergleich mit den gelungensten Klassiker-Einspielungen aus der Frühzeit der Stereophonie aus. Ausgerechnet die Klagelieder des originalen „Teenager In Luve“ wurden technisch so faszinierend festgehalten wie -— auf diversen Japan-CDs nachprüfbar —- manche Miles Davis-Aufnahme der späten 50er Jahre!