CD-Platten

Jetzt ist sie also auch da: die erste „CompactDisc Single“! Mit einer Spieldauer von unter neun Minuten bei zwei Songs („Evangeline“ und eine mit reichlich Synthesizer verfremdete Fassung von Bob Dylans „Tight Connection To My Heart“) wäre es auch die kürzeste CD aller Zeiten geworden, wenn … ja wenn man sich bei Island Records nicht doch überlegt hätte, daß das allzu generös verschenkter Platz gewesen wäre. Darum enthält CLASSIC JOHN MARTYN (Island 880 097-222) noch drei ältere Aufnahmen von John Martyn aus den frühen 70er Jahren, darunter den Ohrwurm „May You Never“. So bringt es die vom Ariola Import Service vertriebene CD doch noch auf knapp 25 Minuten Spielzeit.

Was mehr ist als bei der Honeydrippers-CD (keine 17′) oder einer Beach Boys-Kollektion der Bellaphon, die es auf 21′ 38″ bringt. Nur der Aufklärung halber für alle, die es interessiert: Die theoretisch maximale Spielzeit des Silberdiskus in der aktuellen Konfiguration liegt bei 79′ 48″. genutzt werden aus fertigungs- und wiedergabetechnischen Gründen bisher knapp 75 Minuten — für eine Furtwängler-CD mit Beethovens „Neunter“, die bei EMI/Toshiba erschienen ist.

Weil man auf Prüf- und Korrektur“bits“, Subcodes und andere Programmier-Annehmlichkeiten nicht verzichten kann bzw. möchte, kondensierte man die Doppel-LP PACK UP THE PLANTATION – LIVE von Tom Petty & The Heartbreakers (MCAD2-8021/US-lmport) zu einer Einzel-CD mit 72′ 30″ Spieldauer, indem man die Titel „I Need To Know“ und „You Got Lucky“ wegließ. Sonst wäre man nämlich mit 79 Minuten und 20 Sekunden an die Grenze des theoretisch Machbaren vorgestoßen und hätte in der CD-Fabrik von JVC Japan mehr Ausschuß wegwerfen müssen. Wer die beiden Mitschnitte verschmerzen kann, wird belohnt: Die CD ist klanglich immer noch um einiges besser als der Umschnitt auf schwarzer Scheibe.

Das gilt auch für die Doppel-CD THE BEST OF THE DOORS (Elektra 960 345-2), die in — gegenüber den Originalbändern etwas unterschiedlich entzerrter Überspielung — die bekanntesten Songs der Doors enthält. Das kosmetische „face-lifting“ hat den Aufnahmen keineswegs geschadet. Erstaunlich ist auch, was die Schweizer Import-CD mit dem Titel THE KINGS OF SOUL (Bridge 100.022-2) bei den recht betauten Klassikern von Sam & Dave, Ben E. King, Carla Thomas oder Jean Knight doch gegenüber früheren LPs an Qualität bietet.

Hüten sollte man sich dagegen vor einer Anthologie des A & M-Materials von Nils Lofgren, die unter dem mißverständlichen Motto THE BEST (A & M 393 201-2) als CD herausgekommen ist.

Hier hat nämlich ein von allen guten Tonregie-Geistern verlassener Zeitgenosse die Aufnahmen von Lofgrens Solo-Debüt so gräßlich equalisiert, daß die Höhen absolut überzogen klingen — ungefähr so. als würde man bei einem Billig-Verstärker den Höhenregler voll aufdrehen. Noch ärgerlicher ist allerdings, daß neuere Aufnahmen von „No Mercy“ bis „Cry Tough“ und „I Came To Dance“ mit ihrem vergleichsweise abfallenden Frequenzgang schlechter klingen als zuvor auf amerikanischen Originalpressungen der CBS-Platlen.

Stevie Wonder-Fans. die sich angesichts der kompositorischen Einfalt seines letzten Albums grämten, haben es da doch besser. Erschienen sind auf CD inzwischen JOURNEY THROUGH THE SECRET LIFE OF PLANTS (Motown ZD 72145. aber natürlich wieder mal prompt „vergriffen“), TALKING BOOK (Motown ZD 72011) und INNERVISIONS (Motown ZD 72012), das nicht ganz, schlackenlose Meisterstückchen von 1973, das immerhin Pop-Juwelen wie „Living For The City“, „Higher Ground“ und „He’s Misstra Know-It-All“ enthält.

Bei den letzten beiden Platten fiel die Qualität hörbar besser als auf Vinylrille aus.

Unter diesem Aspekt wenig klanglichen Mehrwert bieten neuere im DMM-Verfahren schon für LP überspielte Produktionen: Lou Reeds NEW SENSATIONS (RCA PD84998). Elvis Costellos vorletzte Langrille GOODBYE CRUEL WORLD (F-Beat/RCA ZD 70317). Dionne Warwicks FRIENDS (Arista 610 556-222) und Bruce Cockburns WORLD OF WONDERS (Pläne 88 477,.

Bei der Lou Reed-CD benutzte man zwar ein klanglich geringfügig differierendes Band; Unterschiede sind dennoch nicht so auffällig wie beim jüngsten Pete Townshend-Opus WHITE CITY (Atco 252 392-2), wo ich — in Anbetracht der abfallenden Höhen auf CD! — im Zweifelsfall der deutschen WEA-Analogpressung den Vorzug geben würde.