Celebrity

Nachdem er in den letzten sechs Jahren von keinem Blitzlichtgewitter verschont geblieben ist, hat Woody Allen sicherlich gute Gründe, sich seine Gedanken zur ätherisch-vergänglichen Natur der Berühmtheit zu machen. CELEBRITY ist weniger frustrierend als der zerfahrene HARRY AUSSER SICH, gehaltvoller als der zuckersüße ALLE SAGEN: I LOVE YOU und weniger herablassend als GELIEBTE APHRODITE. In wunderbarem Schwarzweiß fotografiert und mit 242 Sprechrollen bestückt, zeigt dieser geschwätzige Stadtneurotikerbesuch auf der Psychiatercouch (hat jemand etwas anderes erwartet?) Aliens überzeugendste Identitätskrisen seit BULLETS OVER BROADWAY, wenn er einem Paar, das sich nach 16 Jahren trennt, bei ihrer unvermeidlichen Sinnsuche durch New Yorks Kunstgalerien, Cocktailparties, TV-Studios, französische Restaurants und Dance-Clubs (!) folgt. Kenneth Branagh gibt dabei eine Alien-Imitation, die mehr Woody ist als Aliens letzte Filmauftritte: Bis in die letzte Geste emuliert er den Filmemacher, der sich diesmal auf die Arbeit hinter der Kamera beschränkt hat. Wie er und Judy Davis (ebenfalls im hektischen Alien-Modus) sich durch eine regelrechte Parade von langbeinigen Models, Stars, Sternchen,TV-Priestern, Plastikchirurgen und Skinheads manövrieren, ist allemal ein größeres Vergnügen als Asteroiden beim Anflug auf die Erde zu beobachten.CharlizeTheron, Leonardo DiCaprio und Famke Janssen haben die besten Gastauftritte in diesem bissigen Kaleidoskop der Schönen, Eitlen und Reichen, in dem allenfalls die irritierende Obsession des Filmemachers mit Oralsex und Prostituierten nervt.