Charles Aznavour – Duos

Nur wenige können dem Altmeister des Clia7isons das Wasser reichen: Das zeigt auch die Doppel-CD mit seinen unveröffentlichten Duetten mit internationalen Sängerinnen.

Mit 84 Jahren tanzt CharlesAznavour noch immer über die größten Bühnen der Welt. Wenn er einen seiner 800 Songs singt -etwa das gewaltige „Idiote je t’aime“ oder „Forme formidable“, mit dem er 1964 die englische Sprache in die französische Musik brachte, oder ob er den traurigen Schwulen im melancholischen „Comme ildisent“ spielt-, dann tut erdies mit einer seltenen Leidenschaft und Einfühlungskraft. Kein andererChansonsängerhatsoviel Melodie und vehemenz in der Stimme wie der gebürtige Armenier-dass er dennoch mit enormer Leichtigkeit singt, ist seine große Kunst. Das kann man von seinen Duettpartnern, mit denen ersieh auf dem Album mit seinen 28 Songs zusammentut, nicht immer behaupten. Nur wenige sind AznavourwürdigeGegenüber. Einer ist Paul Anka,hiermit“Je n’ai pasvu le temps passer“ sowie der entsprechenden englischen Version. Auch Aznavours alte Freundin Liza Minelli (hier mit „Quiet Love“) und Frank Sinatra („Young At Heart“), auf dessen Label Reprise der Franzose seine erste amerikanische LP veröffentlichte, singen mitAznavourauf einem Niveau. Während sich Aznavour, der gern in vielen Sprachen sang, problemlos durch englische, deutsche und spanische Songs bewegt, klingt Sting in „L’amour c’est comme unjour“ wie ein verschüchterterAustauschschüler; aberwenigstens hält ihn das davon ab, seine unangenehme Stinghaftigkeit allzu sehr auszuleben. Ein Lob gilt Elton John, dem man seinen Respekt für Aznavour in einem seiner schönsten Songs „II FautSavoir“ anhört.Auch Bryan Ferrygelingtes(„She“)souverän und einfühlend, an der Seite von Aznavour zu bestehen. Schade, dass der deutsche Schlager nicht mit Udo Jürgens vertreten ist, dem das swingende „Mes Emmerdes“ gut gestanden hätte. Stattdessen ist da Herbert Grönemeyer, dessen abgehacktes Gebell an der Seite des feinsinnigen Schöngeistes besonders inderdeutschen Version „Als es mir beschissen ging“ fast schon lustig klingt. Aznavour hat aufgrund seiner Ausnahmestimme auch häufig „richtige“ Sängerwie Placido Domingo angelockt, die hier aber trotz ihrer Stimmgewalt keine Emotionen hervorrufen. Meist hat man das Gefühl, dass Aznavour seinen Duettpartnern, so sehr er sie auch respektieren mag, gutmütig dabei zuschaut, wie sie versuchen, seinen unerreicht gefühlvollen Lieder nahe zu kommen

www.charlesaznavour.com